Was bedeutet der Fachbegriff Bullion?

Manche Edelmetalle werden als Bullionware bezeichnet, andere nicht. Wann sind Münzen und Barren aus Gold, Silber, Platin oder Palladium Bullionprodukte? Wofür steht Bullion eigentlich? Dies und mehr klärt unser Beitrag aus der Kategorie Edelmetall-Wissen.
Was bedeutet der Fachbegriff Bullion?

Sucht man nach einer Erklärung für den “englischen” Begriff Bullion, wird dieser häufig mit Goldbarren übersetzt. Das ist grundsätzlich korrekt, jedoch verbergen sich dahinter noch weitere Bedeutungen. Im Allgemeinen steht die Bezeichnung Bullion für hochwertige Edelmetalle, die zu Anlagezwecken gehandelt werden. Das können Barren sein oder auch Münzen. Jedoch sind nicht alle Münzen oder Barren aus Gold, Silber, Platin oder Palladium auch Bullionwaren. Um als solche geführt zu werden, müssen sie bestimmte Kriterien erfüllen. Diese betreffen in erster Linie den Feingehalt, also den Anteil reinen Metalls. Darüber hinaus ist das Gewicht auschlaggebend, ihre Oberflächenbeschaffenheit und die Auflage. Im Falle von Münzen tragen die meisten Exemplare einen aufgeprägten Nennwert, um sie als offizielle Landesausgaben zu kennzeichnen. Klassische Bullionbarren haben bis auf wenige Ausnahmen keinen Nennwert.

Die Wortherkunft von Bullion

Doch woher stammt der Name »Bullion« eigentlich? Hierfür finden sich gleich mehrere Erklärungen, die alle zutreffen könnten. Wahrscheinlich ist, dass sich der Name vom französischen Aristokraten und Politiker Claude de Bullion ableitet. Er diente von 1632 bis 1640 als Finanzminister unter Ludwig XIII. Ebenfalls aus dem Französischen stammt das Verb »bouillir«, das so viel wie kochen, brodeln oder sieden bedeutet und für den Vorgang des (Gold-) Schmelzens stehen könnte. Davon abgeleitet ist sicherlich die französische Spezialität Bouillon, eine herzhafte, meist klare Brühe.

Im Mittelalter war in Frankreich zudem die Bezeichnung Billon (Metallbarren) für ungemünztes Edelmetall gebräuchlich. Ab dem 15. Jahrhundert wurde der Begriff eher für eine Legierung aus Kupfer und Silber genutzt, bei dem der Silbergehalt weniger als 50 Prozent ausmachte. Heutzutage wird Bullion für alle Edelmetalle verwendet, die sich zur Geldanlage eignen.

Wann sind Barren Bullionbarren?

Goldbarren oder Silberbarren werden als Bullionbarren bezeichnet, wenn ihr Edelmetallanteil mindestens 99,5 Prozent ausmacht. Der Feingehalt an reinem Gold oder Silber beläuft sich dann auf 995/1000. Das trifft ebenfalls auf Platinbarren oder Palladiumbarren zu. Damit sie als Anlageprodukte international gehandelt werden können, müssen sie Standard-Gewichtsnormen aufweisen. Deshalb sind sie in festen Gramm- oder Unzeneinheiten ab 0,5 Gramm bis 15 Kilogramm oder von 1/10 bis 1.000 Unzen verfügbar. Dank der unzähligen Stückelungen ist für jedes Budget die passende Größe dabei.

Edelmetallbarren zu Investmentzwecken werden bis zu einem Gewicht von circa 150 Gramm geprägt und ab etwa 100 Gramm eher gegossen. Sie sind überwiegend schlicht ausgeführt und werden dadurch nah am Goldpreis oder Silberpreis gehandelt. Klassische Barren sind für Sammler weniger interessant und werden hauptsächlich zur Kapitalsicherung eingesetzt. Doch es gibt auch sogenannte Motivbarren, die unter Numismatikern als Sammelobjekte sehr beliebt sind. Im Handel sind daher auch Gold-Münzbarren und Silber-Münzbarren erhältlich. Ihren Namen verdanken sie dem aufgeprägten Münzemblem mit Nennwert. Unter den Bullionbarren gelten sie eher als Nischenprodukte.

Wann sind Münzen Bullionmünzen?

Bei Edelmetallmünzen ist die Einordnung als Bullionware wesentlich komplexer. So ist bei Goldmünzen zum Beispiel der Prägezeitraum entscheidend. Um als Bullionmünze geführt zu werden, müssen sie nach 1800 geprägt worden sein und mindestens einen Goldanteil von 900/1000 aufweisen. Darüber hinaus sollten sie im jeweiligen Prägeland als Zahlungsmittel zugelassen sein oder in der Vergangenheit als Geldmittel verwendet worden sein. Dabei darf ihr Nennwert nicht höher als 80 Prozent über dem Marktwert des enthaltenen Goldes liegen. Historische Münzen, die vor 1800 hergestellt wurden, haben zwar ebenfalls einen Goldwert, zählen aber gemeinhin nicht zu den Bullion- oder Anlagemünzen. Ihr Wert richtet sich zudem nach anderen Faktoren wie Seltenheit, Zustand oder geschichtliche Bedeutung.

Diese Kategorisierung ist wichtig, da reine Goldanlageprodukte (Barren und Münzen) von der Mehrwertsteuer ausgenommen sind und Investoren unter Berücksichtigung der Kriterien mehr Gold für Ihr Kapital erhalten können. Physische Edelmetalle aus Silber, Platin und Palladium sind hingegen immer mehrwertsteuerpflichtig. Das gilt ebenfalls für historische Goldmünzen (vor 1800) wie zum Beispiel Kelten- oder Drachmenstücke.

Doch nicht alle Münzen, welche der oben genannten Beschreibung entsprechen, sind automatisch Bullionmünzen. Darunter fallen ebenfalls zahlreiche Sorten, die speziell für den Sammlermarkt ausgegeben werden. Dabei handelt es sich um in der Auflage limitierte Münzen in hohen, meist hochglänzenden Prägequalitäten (Polierte Platte, Spiegelglanz etc.). Bullionmünzen werden hingegen entweder unlimitiert geprägt oder in hohen Auflagen. Die Prägequalität ist Stempelglanz, auch brillant uncirculated (BU) oder unzirkuliert bezeichnet. Wobei beliebte Anlagemünzen wie die Lunar Serien, China Panda oder Somalia Elefant auch von Sammlern geschätzt sind. Erhältlich sind Edelmetallmünzen in vielen attraktiven Stückelungen von 1/20 Unze bis 1 Kilogramm. Die meistnachgefragte Gewichtseinheit ist die Münze zu einer Unze. Das entspricht unabhängig vom Edelmetall 31,103 Gramm.

Anlagemünzen und Aufgelder

Das besondere an Anlagemünzen ist, dass sie wesentlich näher am jeweiligen Edelmetallpreis gehandelt werden als Sammlermünzen. Da jedoch der Prägeaufwand von Münzen immer größer ist als bei Barren, muss grundsätzlich mit höheren Aufpreisen (auf den Gold- oder Silberpreis) gerechnet werden.

Tipp: Auf Gold-Preisvergleich.de finden Sie Übersichten mit Produkten, die aktuell mit geringen Aufpreisen angeboten werden. Nutzen Sie dazu die tagesaktuellen Aufgeldlisten auf den Seiten Gold-Schnäppchen, Silber-Schnäppchen, Platin-Schnäppchen oder Palladium-Schnäppchen.

Fazit: Bullionmünzen und -barren zur Vermögenssicherung

Bullionprodukte wie Edelmetallmünzen oder -barren sind also in erster Linie zur Vermögenssicherung gedacht. Jedoch ist die Grenze zu den Sammlerausgaben fließend. Das heißt, dass sich unter bestimmten Voraussetzungen auch numismatische Münzen zur Geldanlage eignen oder reine Anlagemünzen ebenso gut gesammelt werden können. Entscheidend ist eher der persönliche Anspruch. Experten raten Investment-Einsteigern jedoch auf klassische Gold- oder Silbermünzen wie Krügerrand, Känguru, Maple Leaf oder Wiener Philharmoniker zu setzen und dabei bevorzugt die Ein-Unzen-Stückelung auszuwählen.