Der Refiner Heraeus

Heraeus

Die Geschichte der Heraeus Holding GmbH geht weit zurück bis auf das Jahr 1851 als Wilhelm Carl Heraeus die Apotheke seines Vaters in Hanau übernahm. Als Apotheker war er zu jener Zeit auch bestens in der Chemie bewandert, was zu seinem weiteren Erfolg führen sollte. Denn das alte Hanau des 19. Jahrhunderts war vor allem eine Goldschmiedestadt. Insofern war der Grundstein zum Erfolg Heraeus' nicht nur durch seine Kompetenz als Chemiker, sondern auch durch den Ort selbst, an dem sich die Apotheke befand, gelegt.

Während man bereits im 19. Jahrhundert gut mit Gold zu arbeiten vermochte, kam allerdings Platin als schmuckes Edelmetall immer mehr in Mode, das nur sehr schwer zu bearbeiten war, was nicht zuletzt an seinem ungleich höheren Schmelzpunkt (über 1700°C) lag. Die Bearbeitung war beschwerlich, die Vorteile des Edelmetalls für die Wirtschaft noch nicht nutzbar.

Heraeus entwickelte jedoch in seinem Labor einen Knallgas-Gebläsebrenner der in der Lage war, große Mengen an Platin in kurzer Zeit zu schmelzen. Das Wissen um diese Technik war bereits bekannt, doch erst durch die intelligente Konstruktion des Gebläsebrenners war es nun möglich, auch große Mengen an Platin unter alltäglichen Bedingungen zu schmelzen. Daraufhin stieg Heraeus freilich in das Platingeschäft ein und gründete selbstbewusst die Erste Deutsche Platinschmelze W. C. Heraeus.

Die Resonanz war enorm, denn Platin wurde keineswegs nur für Schmuckwaren benötigt. Platin war auch in der Wirtschaft aufgrund seiner zahlreichen interessanten Eigenschaften ein wichtiger Bestandteil, der nun vergleichsweise günstig verarbeitet werden konnte - so beispielsweise für Behälter, die einmal Säuren beherbergen sollten.

Auch in der Zahnmedizin sollte Platin künftig - besonders ab 1927 - eine wichtige Rolle spielen. Inzwischen befand sich die Firma in der dritten Generation und entwickelte ein völlig neues Produkt: Eine Dentallegierung.

Obgleich die Zeit um die beiden Weltkriege sowie die Weltwirtschaftskrise 1928 dem Unternehmen sehr schwere Geschäftsjahre bescherten, war es weiterhin produktiv, indem es unter anderem Katalysatoren oder Rhodiumspiegel für die Reichswehr entwickelte.

Richtig wachsen konnte das Unternehmen jedoch erst in der Nachkriegszeit, nicht zuletzt, aufgrund der klugen Geschäftspolitik von Wilhelm Carl Heraeus, der bei Gründung der Firma bereits nützliche Kontakte in das Ausland geknüpft hatte, die man nun wieder reaktivieren konnte. Mit diesem "networking", mit welchen die Firma in der unmittelbaren Nachkriegszeit viel früher angefangen hatte als viele andere Unternehmen, sicherte sie sich einen nachhaltigen Erfolg.

Dadurch, dass man sich nämlich rasch international gut aufstellte, vermochte man sich erneut auf das Kerngeschäft - nämlich auf das Refining von Edelmetallen - zu konzentrieren und die eigene Kompetenz und Stärke mittelfristig zu einem Unternehmenserfolg zu wandeln.

Eines der Produkte, die zwar schon vor 1945 vertrieben wurden, aber erst in der Nachkriegszeit erfolgreich etabliert werden konnten, war neben den Edelmetallen auch das Quarzglas. Mit diesem und ähnlichen Produkten der Edelchemie expandierte man in den darauffolgenden Jahren unter anderem in die USA, Japan, Italien, Korea und die Philippinen.

Seit Mitte der 1980er Jahre wurde das gesamte Unternehmen in eine dezentrale Holding umgewandelt, also völlig restrukturiert, die Ebene des Managements wurde effizienter und zeitgemäßer gestaltet, um langfristig in den gewandelten und globalen Zeiten erfolgreich agieren zu können.

Inzwischen steht die Heraeus Holding in der vierten Generation unter der Leitung Jürgen Heraeus', erwirtschaftet einen Umsatz von ca. 17 Mrd. Euro (2013) und gehört zu den weltweit größten Familienunternehmen. Der Sitz des Unternehmens ist auch heute noch Hanau während auch nach so vielen Jahren das Kerngeschäft nicht gewechselt hat.