Der Refiner Johnson Matthey

Johnson Matthey

Johnson Matthey ist ein britischer Refiner von Edelmetallen, dessen Geschichte bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreicht und der inzwischen ein weltweit agierendes Unternehmen ist. Heute ist das Unternehmen sowohl an der Londoner Börse notiert als auch Bestandteil des FTSE 100 (ein Index, vergleichbar mit dem S&P 500, Anm.). Heute erwirtschaftet das Unternehmen einen Umsatz in Milliardenhöhe, der Gewinn nach Steuern ist Jahr für Jahr deutlich im dreistelligen Millionenbereich anzusiedeln - in britischen Pfund, nicht in Euro. Aktuell beschäftigt das Unternehmen mehr als 12.000 Angestellte weltweit, während es sich neben dem Kerngeschäft des Refinings von Edelmetallen darüber hinaus auf die Herstellung chemischer Katalysatoren konzentriert.

Die Geschichte von Johnson Matthey beginnt mit Percival Norton Johnson, der im Jahre 1817 ein kleines Start-Up Unternehmen gründet und sich als Goldprüfer selbstständig macht. Dies war zu jener Zeit keine schlechte Idee, da der Goldmarkt in der britischen Hauptstadt Anfang des 19. Jahrhunderts Fahrt aufnahm, gleichzeitig aber auch viele minderwertige Goldbarren im Umlauf waren. Bald machte sich Johnson mit seiner akribischen und sorgfältigen Arbeit einen Namen und holte sich George Matthey mit ins Boot. Fortan sollte das immer noch junge, aber schon nicht mehr so kleine Unternehmen Johnson & Matthey heißen.

Nun fokussierte man sich als Team verstärkt auch auf das Refining und der gute Ruf des Unternehmens sollte schon sehr bald, nämlich im Jahre 1852 - nur ein Jahr später, nachdem Matthey dem Unternehmen beitrat - von der Bank of England zum offiziellen Prüfer und Refiner von Edelmetallen werden. Diese Ernennung fungierte vor allem als Gütesiegel für das ohnehin sehr erfolgreich operierende Unternehmen, so dass in den Folgejahren der Kundenstamm noch weiter vergrößert werden konnte. Man unterhielt in verschiedenen britischen Städten, darunter auch im damals boomenden Sheffield Niederlassungen. Das Kerngeschäft war nun sowohl das Refinen als auch das Prüfen von angeliefertem Gold und Silber. Die Zielgruppe lag vor allem bei den Juwelieren, aber auch von Herstellern diverser Silberwaren. Den Barren als Investmentmittel hatte man zu jener frühen Zeit noch nicht im Fokus.

Den Investmentmarkt sollte man erst ein ganzes Jahrhundert später entdecken, als man sich in den 1960er Jahren dazu entschied, durch ein Tochterunternehmen an den internationalen Finanzmärkten teilzunehmen. Man gründete die Johnson Matthey Bankers - das &-Zeichen ist unterdies auch aus dem Namen des Mutterunternehmens entfallen. Zunächst war die JMB, so die offizielle Abkürzung der Tochtergesellschaft, vor allem auf dem Bullion Markt aktiv - selbstverständlich erhielt man aufgrund des guten Produkts sehr schnell eine Mitgliedschaft in der London Bullion Exchange Association.

Es war schließlich in den 1980er Jahren als man versuchte, über die Grenzen des Barrenmarktes hinauszugehen und den Tätigkeitsbereich des Tochterunternehmens mit Risikoanleihen zu erweitern. Mit dieser Strategie - obgleich riskant - sollte man gut fahren, da sich das Vermögen der JMB in den Folgejahren um mehr als 100% steigern ließ, wobei man die Anzahl der Anleihen auf einem überschaubaren Niveau hielt.

Längerfristig sollte Johnson Matthey mit dieser Strategie jedoch wenig Erfolge haben, denn die Kreditwürdigkeit der Unternehmer, welchen man Kredite gewährte, war mitunter sehr fragwürdig. Da das Unternehmen allerdings für den britischen Finanzsektor systemrelevant war - immerhin war man Mitglied im London Gold Fixing, wurde die Tochtergesellschaft JMB schließlich von der Bank Of England für einen symbolischen Betrag gekauft respektive vor der Insolvenz gerettet.

Dieses kurze Intermezzo, mit welchem man direkt an den Finanzmärkten aktiv sein wollte, tat dem Mutterkonzern jedoch keinen Abbruch. Denn noch immer war man als Refiner sehr angesehen und auch die Qualität der Produkte hat durch die Abenteuer der JMB nicht gelitten. So konnte man bereits Ende der 1980er einen Umsatz von über einer Billion britischen Pfund erwirtschaften. Immerhin hatte man das Geschäft inzwischen auch auf andere Länder wie Australien, die Vereinigten Staaten sowie auf Belgien ausgeweitet.

Obwohl man das Kerngeschäft des Mutterkonzerns zwar auf weitere Edelmetalle, nicht aber auf weitere Bereiche ausgedehnt hatte, entschied man sich 2008 aufgrund der wachsenden Nachfrage der Industrie für die Übernahme der Argillon. Hierbei handelte es sich um ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Katalysatoren spezialisiert hatte. Durch diesen Einkauf konnte man das Produktportfolio fortan um Katalysatoren erweitern, was zu einem Gewinnsprung des Unternehmens führte, und die 214 Millionen Euro schnell vergessen machte, die sich bereits in den Folgejahren schnell amortisierten. Durch einen weiteren Einkauf zwei Jahre später (InterCAT) wurde das Katalysatorengeschäft erweitert, wobei das Geschäft nun auch auf Kontinentaleuropa ausgedehnt wurde (Mazedonien).

Inzwischen umfasst das aktuelle Produktportfolio das Refinen sprich das Veredeln der Edelmetalle Platin, Rhodium, Palladium, Iridium, Gold, Silber und Ruthenium. Daraus ergibt sich, dass keineswegs nur Juweliere zur Zielgruppe des Unternehmens zählen, sondern vor allem auch die Industrie und die Medizin. Ferner ist man in der Edelchemie aktiv, zu deren Zielgruppe wiederum Industrie und Medizin gehört. Und nicht zuletzt beliefert man die Automobilhersteller mit spezieller Technologie für den Umweltschutz wie Katalysatoren und Energiezellen.

Heute ist das bereits seit etwa zweihundert Jahren exisitierende Unternehmen einer der für die internationale Industrie wichtigsten und bekannten Refiner.