Goldschatz aus dem Garten: Traveller-Kollektion begeistert die Münzwelt

Mehr als 50 Jahre lang war einer der bedeutenden Goldschätze der Numismatik in einem privaten Garten vergraben. Nun werden die Goldmünzen im Gesamtwert von über 85 Millionen Euro erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und in der Schweiz versteigert.
Goldschatz aus dem Garten: Traveller-Kollektion begeistert die Münzwelt

Als ein Meilenstein der Numismatik gilt die Traveller-Kollektion, die aktuell bei NAC in Zürich versteigert wird. Dabei handelt es sich um die größte private Sammlung von Weltmünzen, die jemals in einer Auktion angeboten wurde. Ein passionierter Sammler hatte die exklusiven Gold- und Silbermünzen in den 1930er-Jahren auf seinen Reisen rund um den Globus erworben. Insgesamt waren es mehr als 15.000 Stücke. Jetzt werden die ersten 500 Münzen zum Kauf angeboten. Ein Highlight der Kollektion ist eine rund 74 Millimeter große Goldmünze aus dem 17. Jahrhundert, die den römisch-deutschen Kaiser Ferdinand III. zeigt (links im Bild oben). Von dieser äußerst seltenen Münze sind nur drei weitere Exemplare bekannt. Sie wechselte bereits für umgerechnet zwei Millionen Euro ihren Besitzer. Weitere Münzen aus der Traveller-Kollektion sollen über einen Zeitraum von vier Jahren versteigert werden.

Den Katalog zur Traveller-Kollektion erstellte der Präsident der Gesellschaft für internationale Geldgeschichte, Christian Stoess, für den die Sammlung ein seltener Höhepunkt in seiner Karriere darstellt. “So etwas kommt nur alle hundert Jahre einmal vor”, erklärte der deutsche Münzexperte. Die Versteigerungen des Münzschatzes führt die renommierte »Numismatica Ars Classica NAC AG« in der Schweiz durch.

Münzsammlung war mehr als 50 Jahre im Garten vergraben

Ein reicher Erbe, dessen Identität nicht bekannt ist, bereiste in den 1930er-Jahren gemeinsam mit seiner Frau die Welt. Er suchte historische Auktionen und renommierte Münzhändler auf und erstand dabei die schönsten und wertvollsten Edelmetalle. Auf diese Weise entstand eine einzigartige Kollektion an Silber- und Goldmünzen aus aller Welt.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs brachte der Reisende den Großteil des Schatzes in Sicherheit und vergrub ihn in Zigarrenkisten und Umschlägen verpackt im Garten seines Hauses. Der Rest lagerte an verschiedenen Orten auf unterschiedlichen Kontinenten. Kurz darauf verstarb der an einem Schlaganfall und die Sammlung blieb über Jahrzehnte in ihrem Versteck. Erst in den 1990er-Jahren ließ die Witwe die Münzen ausgraben.

Nach aufwendiger Sichtung und Reinigung haben sich die Angehörigen nun dazu entschlossen, die umfangreiche Kollektion der Öffentlichkeit zugängig zu machen und nach und nach in die Versteigerung zu geben.

Gold- und Silbermünzen aus mehr als 100 Ländern

Der Reisende dokumentierte akribisch jeden Kauf in einem Tagebuch. Neben den Informationen zu den einzelnen Münzen vermerkte er dort auch Details zu den Händlern und Sammlern der Stücke. Zudem waren darin die Grandhotels und Restaurants eingetragen, in denen er und seine Frau abstiegen und speisten. Die Münzen selbst wurden in handgeschriebenen Umschlägen aufbewahrt, von denen jedoch nicht alle die lange Zeit unter der Erde überdauerten.

Die Traveller-Kollektion umfasst Gold- und Silbermünzen aus allen Epochen, vom alten Griechenland bis zum frühen 20. Jahrhundert. Sie erstreckt sich über mehr als 100 Länder und Regionen der Welt.

Neben seinem Reichtum besaß der Reisende ein profundes Wissen über Münzen und eine große Sammelleidenschaft. Mangels Konkurrenz und des Privilegs, die Welt bereisen zu können, entstanden wichtige Beziehungen zu den etablierten Münzhändlern und Sammlern der damaligen Zeit. So konnte er eine einzigartige Kollektion schaffen, die zahlreiche numismatische Meisterwerke enthält. Viele Stücke waren seit Menschengedenken nicht mehr gesehen worden, heißt es in der Beschreibung der Sammlung. Dazu zählen ebenfalls Raritäten, die in keinen Auktionsaufzeichnungen zu finden sind.

Münzsammlung zur Wahrung des Vermögens

Zum Schutz der Familie wird die Identität des Reisenden und weitere Details seiner Person geheim gehalten, ebenso wie der Ort, wo der Goldschatz über so viele Jahrzehnte hinweg vergraben war.

Dennoch ist bekannt, dass das Interesse des Sammlers an Münzen wohl unmittelbar nach Eintreten der Weltwirtschaftskrise von 1929 begann. Zur Zeit der »Großen Depression« (1929 bis 1939) war das Vertrauen in die Banken nur noch gering. Insbesondere Reiche fürchteten um den Verlust ihrer Vermögen und kauften Sachwerte. Aus dieser Anfangsphase stammen auch die ersten Münzen, die der Reisende erwarb, die jedoch nur den reinen Metallwert besaßen. Bald kamen dann auch numismatische Münzen dazu, die er auf Auktionen erwarb.

Durch den Verkauf des elterlichen Unternehmens besaß er ein großes Vermögen, um die Welt zu bereisen und überall Münzen zu kaufen, die heute als eine der wertvollsten und beeindruckendsten Sammlungen zu sehen ist. Viele Jahre reiste er mit seiner Frau durch Europa und segelte bis nach Amerika, um die schönsten Münzen zu finden und zu erwerben. Erst die Geburt der einzigen Tochter beendete die Reiseleidenschaft und ließ den Sammler in Europa sesshaft werden. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Nazis ins Land einmarschierten, sah er sein Vermögen erneut in Gefahr. Statt sich und seine Familie im Ausland in Sicherheit zu bringen, vergrub er den größten Teil der Münzen. Er hätte seinen Schatz nicht mitnehmen können, weshalb er sich zum Bleiben entschloss. Kurz darauf erlag er einem Schlaganfall.

Witwe und Tochter mochten sich daraufhin nicht mehr mit der Sammlung auseinandersetzen, sodass diese mehr als fünf Jahrzehnte in ihrem Versteck blieb. Erst um 1990 wurde der Schatz auf ihren Wunsch gehoben und in einen Banktresor verbracht, damit er nicht vollends in Vergessenheit geriet. Und erst vor wenigen Jahren wurde das internationale Auktionshaus NAC mit der Sichtung und Katalogisierung beauftragt.

Die Bedeutung von historischen Münzen

Anders als die heute aktuellen Bullionmünzen für Anleger oder die modernen Sammlermünzen, stellen historischen Goldmünzen und Silbermünzen häufig Zeitzeugen vergangener Epochen dar. Es handelt sich um alte, nicht mehr kursierenden Münzen, deren Wert sich an der Seltenheit, dem Erhaltungsgrad sowie der historischen Bedeutung orientiert. Nicht selten übersteigt ihr numismatischer Wert den reinen Edelmetallwert um ein Vielfaches. Numismatische Münzen sind jedoch nicht nur auf Auktionen oder in privaten Sammlungen zu finden. Auch im gut sortierten Edelmetallfachhandel wird die eine oder andere Rarität angeboten.

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