Nachhaltiger und fairer Goldhandel

Immer mehr Anleger legen Wert darauf, physisches Gold nur noch aus nachhaltiger und fairer Produktion zu kaufen. Unter anderem garantiert dies LBMA-zertifiziertes Edelmetall. Nun ruft der World Gold Council weitere Auflagen für seine Mitglieder aus.
Nachhaltiger und fairer Goldhandel

Gold hat sich wiederholt als stabiles Krisenmetall bewährt und dient Anlegern zur langfristigen Vermögensbildung. Doch es ist längst nicht alles Gold, was glänzt und das wertdichte Edelmetall gerät immer wieder in die Kritik. Etwa wenn es um den Klimawandel geht, die nachhaltige Förderung oder die teils menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen im kleingewerblichen Goldbergbau. Nun haben sich die Mitglieder des World Gold Council (WGC) zur einer Berichterstattung im Rahmen der Richtlinien der Arbeitsgruppe TCFD verpflichtet.

Die Taskforce for Climate-related Financial Disclosures (TCFD) ist eine im Dezember 2015 ins Leben gerufene Initiative der G20-Mitglieder zur Förderung der internationalen Finanzstabilität. Ihr Ziel ist es, Informationen zu klimabezogenen Risiken und Chancen für Investoren, Kreditgeber und Versicherungsnehmer zu beurteilen und zu bewerten. Die Richtlinien gelten als anerkannte Methode, klimarelevante Aspekte in die Unternehmensstrategie einzubeziehen. Mit ihrem aktiven Eingreifen unterstreichen die 33 WGC-Mitglieder die Bedeutung des Klimawandels auch für Goldmienenunternehmen.

Der World Gold Council und der Zyanidkodex

Der World Gold Council ist die Lobby-Organisation der internationalen Goldbergbauindustrie. Sie wurde 1987 von Bergbauunternehmen in London gegründet. Ihr Zweck ist es, die weltweite Nachfrage nach Gold branchenübergreifend zu fördern und zu erhalten. Die Vereinigung erwirtschaftet rund 60 Prozent der jährlichen Goldproduktion weltweit. Selbstverpflichtungen und Zertifizierungen von Umweltmanagement-Systemen sollen zu einer Verbesserung der teils umstrittenen Fördermaßnahmen beitragen. So soll der gesundheitsgefährdende Einsatz von Waschchemikalien wie Zyanid und Quecksilber minimiert und besser überwacht werden.

Dazu wurde der »International Cyanide Management Code« ins Leben gerufen, dem sich die Mitglieder des WGC freiwillig unterwerfen. Dabei handelt es sich um ein nicht verpflichtendes Zertifizierungsprogramm für bewährte Abbauverfahren von Gold und Silber mit Zyanid. Ziel des Zyanidkodex ist es, den Schutz der menschlichen Gesundheit zu bewahren und das unbeabsichtigte Freisetzen der Chemikalie in die Umwelt durch spezielle Kontrollverfahren zu verringern.

Schmutziges Gold aus dem ASGM-Sektor

Darüber hinaus beginnt der verantwortungsbewusste Umgang mit den Ressourcen der Natur bereits bei der Unterbindung der illegalen Abholzung von Regenwäldern, um Goldabbau zu betreiben. Sind die Urwaldriesen einmal aus dem Weg geräumt, wühlen Bagger die Erde auf und hinterlassen wahre Mondlandschaften für wenige Gramm Gold. Was zurückbleibt, sind Sondermüll und Abraum. Eine Wiederaufforstung findet nicht statt. Dabei sind die artenreichen Regenwälder die Lungen der Erde und können entscheidend zur Verbesserung des Klimas und der CO2-Belastung beitragen. Der Begriff »Schmutziges Gold« wird in diesem Zusammenhang häufig genannt.

Nicht minder gefährlich ist der unsachgemäße Einsatz von Quecksilber. Schwarze Schafe unter den kleingewerblichen Goldminenunternehmen (Artisanal and Small-Scale Gold Mining) bringen die gesamte Branche in Verruf. Dabei wird die harte Arbeit in den Mienen oft von Einheimischen verrichtet, die für das geschürfte Gold nur einen bescheidenen Preis erhalten. Sie leben mit ihren Familien in kargen Gegenden unter schwierigen Bedingungen. Ebenso ist Kinderarbeit bei der Goldgewinnung in Südamerika oder Afrika weit verbreitet. Die Halbwüchsigen können besser in die engen Schächte klettern, wo sie mit bloßen Händen und ohne Schutzkleidung die goldhaltigen Erze in giftigen Quecksilberlaugen auswaschen.

 

Die Einhaltung der ESG-Kriterien

Als internationaler Standard für nachhaltige Geldanlagen hat sich der Begriff ESG etabliert. Er steht für »Environment, Social and Governace« (Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensverantwortung). Die Kriterien beschreiben die Verantwortungsbereiche von Unternehmen wie Klimaaspekte, Ressourcenknappheit und Artenvielfalt, Mitarbeiter und deren Gesundheit sowie die Aufsichtsstrukturen innerhalb der Unternehmenskultur.

Diese Leitlinien lassen sich inzwischen auf nahezu alle produzierenden Branchen sowie auf die Goldförderung anwenden. Auf ihre Umsetzung drängen heutzutage insbesondere die Anteilseigner größerer Konzerne. Doch auch Investoren üben Druck auf die Produzenten aus, die bei Nichteinhaltung der Standards ohne Berücksichtigung bleiben.

Anwendung finden die ESG-Kriterien ebenfalls bei der Vergabe der Zertifikate durch die London Bullion Market Association. Die LBMA setzt die gültigen Maßstäbe für die Qualität von Edelmetallprodukten, den ethischen Handel und die verantwortungsbewusste Beschaffung der Rohstoffe. Mit dem Responsible Gold Guidance (RGG) führte die LBMA bereits 1979 den Good Delivery-Standard für alle zertifizierten Raffinerien ein. Er soll sicherstellen, dass schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen in Zusammenhang mit der Gewinnung, dem Transport und dem Handel von Gold vermieden werden. Zudem darf die Goldproduktion weder direkt noch indirekt Geldwäsche oder andere kriminelle Handlungen unterstützen.

Logos für fair gehandeltes und nachhaltiges Gold

Neben der LBMA setzen sich weitere Organisationen für nachhaltig produziertes und fair gehandeltes Gold ein. So stellt das Fairtrade-Label für Gold sicher, dass das Edelmetall im kleingewerblichen Goldbergbau sozial gerecht abgebaut und gehandelt wurde. Dabei lassen sich alle Produktionsschritte direkt zurückverfolgen. Weitere anerkannte Label sind die vom Schweizer Unternehmen Valcambi vermarkteten Gütesiegel »Responsible Gold« oder »Green Gold« für Auropelli-Goldbarren.

Recyceltes Gold – die Alternative für umweltbewusste Anleger

Anleger, die einen Goldkauf erwägen und hinsichtlich des Klimawandels und der Einhaltung der ESG-Kriterien bedenken haben, können sich für Edelmetalle aus konfliktfreier Recycling-Produktion entscheiden. Goldscheideanstalten wie Heimerle Meule, C. Hafner, Argor Heraeus oder Umicore verarbeiten ausschließlich oder überwiegend zurückgewonnenes Gold. Da es seinen Wert nie verliert und immer wieder eingeschmolzen werden kann, wird bei den fertigen Produkten nicht zwischen Minengold und Sekudärgold unterschieden.

Fazit: Gold im stationären und Online-Fachhandel kaufen!

Damit Anleger Gold und andere Edelmetalle bedenkenlos kaufen können, setzen sich international angesehene Organisationen wie die London Bullion Market Association oder der World Gold Council für die Einhaltung der ESG-Standards ein. Nachhaltige Goldproduktion und ein fairer Handel sind heute unabdingbar, da die Nachfrage nach konfliktfreiem Gold groß ist und nicht allein aus Altbeständen gedeckt werden kann. Unser Tipp: Lassen Sie sich von anerkannten Fachhändlern beraten, wenn Sie nachhaltige und sozial gerechte Anlageprodukte erwerben möchten.