Palladium – sehr gefragt und teurer als Gold

Innerhalb nur eines Jahres ist der Palladiumpreis um fast 80 Prozent gestiegen und hat Gold und Platin abgehängt. Was ist der Grund für die Nachfrage?
Palladium – sehr gefragt und teurer als Gold

Wer in den zurückliegenden Monaten den Palladiumpreis verfolgt hatte, kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Kostete die Feinunze Palladium Mitte Februar 2019 noch rund 1.270 Euro, so schnellte der Preis ab August kontinuierlich nach oben und durchbrach im Januar 2020 erstmals die 2.000-Euro-Marke – Tendenz steigend. Damit kostet Palladium nun mehr als doppelt so viel wie Platin und auch den aktuell steigenden Goldpreis hat es längst überholt. Sind Münzen und Barren aus Palladium plötzlich so gefragt wie nie oder wird es verstärkt in der Schmuckherstellung eingesetzt? Oder verursachen gar Spekulanten den dramatischen Anstieg? Erfahren Sie mehr in unserem Beitrag.

Seit wann gibt es Palladium?

Palladium unterscheidet sich optisch kaum von Platin oder Silber. In Form von Barren oder Münzen glänzen die drei silberfarbenen Edelmetalle miteinander um die Wette. Was zählt, sind ihre inneren Werte und ihre Verfügbarkeit. Während Gold und Silber bereits um 620 v. Chr. zu Münzen verarbeitet wurden, besitzt Palladium eine vergleichsweise junge Historie. Erst 1803 entdeckte der britische Physiker Willam Hyde Wallaston die beiden chemischen Elemente Palladium (Pd, 46) und Rhodium (Rh, 45). Beide zählen zu den Platinmetallen und weisen ähnliche chemische und physikalische Eigenschaften auf.

Vor gut 200 Jahren hatte Palladium jedoch noch nicht den Stellenwert, den es heute besitzt. Erst im 20. Jahrhundert entdeckten Wissenschaftler, dass das Edelmetall einen wesentlich höheren Schmelzpunkt aufweist als Gold bei vergleichsweise geringem Eigengewicht. Erst bei 1.555 Grad Celsius beginnt es zu schmelzen, während Gold bereits bei gut 1.000 Grad schmilzt. Überdies besitzt Palladium eine hohe Dichte und ist in der Lage, das 900-Fache seines Volumens an Wasserstoff zu binden – wodurch es als Rohstoff für die Industrie von großer Bedeutung geworden ist.

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Das weißglänzende Edelmetall ist begehrter Rohstoff

Palladium kommt als Rohmaterial in der Erdkruste etwa genauso häufig vor, wie Gold, gilt aber als schwerer zu erschließen. Meist wird es gemeinsam mit Nickel und Kupfer als Extrakt gewonnen. Mit einem Anteil von rund 40 Prozent zählt Russland zu den wichtigsten Förderländern, dicht gefolgt von Südafrika mit 36 Prozent. Kanada, die USA und Simbabwe sind weitere Produzenten, aber in wesentlich geringerem Umfang. Doch die Förderzahlen sind rückläufig, einzig Südafrika wird zukünftig noch in der Lage sein, die Weltwirtschaft mit Palladium zu versorgen. Laut einer Berechnung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) befinden sich dort etwa 90 Prozent der weltweiten Reserven.

Und diese Vorkommen werden wohl in erster Linie von der Automobilindustrie abgerufen. Denn nachdem Dieselmotoren stark rückläufig sind, sind Fahrzeuge mit Benzinverbrennern gefragter denn je. In der Abgasreinigung der Benzin- und Elektromotoren wird Palladium eingesetzt für die Katalysatoren in Personen- und Lastkraftwagen. Laut BGR ist zukünftig auch ein Einsatz von Palladium in Brennstoffzellen, Meerwasser-Entsalzungsanlagen oder in der Grundwasserreinigung möglich.

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Während für die Katalysatoren von Dieselmotoren überwiegend Platin zum Einsatz kommt, verwendet die Automobilindustrie zur Abgasreinigung von Benzinmotoren eher Palladium.

Bullionmünzen und andere Investmentprodukte aus Palladium

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird Palladium auch in der Schmuckherstellung, überwiegend für Ringe oder Uhrengehäuse verarbeitet. In Legierungen gemeinsam mit Gold und aufgrund seiner weiß-schimmernden Oberfläche, wird es häufig auch als »Weißgold« bezeichnet. Den gleichen Stellenwert wie Schmuck aus Gold, Silber oder Platin hat es jedoch nicht. Nur etwa sechs Prozent des jährlichen Gesamtbedarfs wird für die Produktion von Schmuckstücken aus Palladium abgerufen.

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Palladium ist als Legierung mit Gold als »Weißgold« bei Trauringen sehr beliebt

Wenn also die Goldschmieden nicht für die erhöhte Nachfrage verantwortlich zeichnen, werden dann verstärkt Münzen oder Barren für den Anlagemarkt produziert? Die ersten Anlageprodukte aus Palladium gehen auf das Jahr 1966 zurück. Die westafrikanische Republik Sierra Leone stellte mit einer Gedenkprägung und einer Auflage von 100 Stück die ersten Palladiummünzen her. Heute liegt das weißglänzende Edelmetall hinter Gold, Silber und Platin auf Rang vier der Anlageprodukte.

Die Royal Canadian Mint bringt seit 2005 die Palladiummünze »Maple Leaf« heraus. Seit 2017 produziert die US-Mint den »American Eagle« auch als Palladium-Variante. Und mit dem »Cook Islands Palladium« erschien 2008 die erste Agenturausgabe einer Palladiummünze mit deutscher Prägestätte (Heimerle + Meule). Dennoch sind die verfügbaren Bullion-Ausgaben überschaubar. Ähnlich wie in der Schmuckherstellung entfallen nur knapp sechs Prozent der weltweiten Nachfrage auf Anlage-Palladium.

Beeinflusst das Spekulationsverhalten den Palladiumkurs?

Ja, aber nicht in sonderlich hohem Maße. Anfang 2018 registrierten die US-Terminbörsen eine allgemein erhöhte Spekulationsneigung auf dem Edelmetallmarkt. Zu dieser Zeit lag die Palladium-Notierung bei etwa 900 Euro je Feinunze. In den folgenden Monaten fiel der Kurs sogar weiter ab. Zudem ist der Grad der Bereitschaft für Spekulationsbeteiligungen aktuell wieder deutlich gesunken. Somit beeinflussen auch Edelmetallspekulanten den Palladiumkurs allenfalls unwesentlich.

Fazit: Bereits seit acht Jahren übersteigt die Nachfrage nach Palladium das bestehende Angebot. Wie in der Vergangenheit sehen Experten die industriellen Zweige mit mehr als Zweidrittel des Gesamtbedarfs auch zukünftig als Hauptabnehmer – allen voran die Automobilbranche. Der Rest verteilt sich auf kleinere Bereiche wie Elektroniksektor, Zahnmedizin, Schmuckherstellung und zu guter Letzt auf die Produktion von Palladiummünzen und Palladiumbarren. Dennoch, oder gerade deshalb, stellen Anlageprodukte aus Palladium derzeit eine solide Wertanlage dar – insbesondere für Investoren, die noch bei niedrigen Spotkursen gekauft hatten, während der Anschaffungspreis momentan auf Rekordniveau liegt.