Weiße Edelmetalle im ersten Halbjahr 2021 erfolgreicher als Gold

Eine Bilanz für die ersten sechs Monate des Jahres 2021 ergibt, dass Silber, Platin und Palladium mit Wertsteigerungen punkten können. Ganz im Gegensatz zu Gold, das etwas verloren hat und noch auf den Durchbruch wartet.
Weiße Edelmetalle im ersten Halbjahr 2021 erfolgreicher als Gold

Gold ist als Anlageprodukt bei Investoren aufgrund seiner hohen Wertdichte besonders beliebt. Daher verfolgen Anleger den Goldkurs sehr genau. Angesichts der Entwicklung im ersten Halbjahr 2021 hatten Goldanleger jedoch nur wenig Grund zur Freude. Zwar kletterte der Spotpreis im Januar auf 1.585 Euro für eine Feinunze, doch fiel der Kurs im Anschluss kontinuierlich bis auf einen Tiefstand im März von 1.414 Euro ab. Mit 1.477 Euro markierte Gold Ende Juni ein Minus von 5 Prozent gegenüber dem Jahresbeginn. Ganz anders erging es den weißen Edelmetallen – den klaren Gewinnern der ersten sechs Monate.

Silber startete mit einem Spotpreis von 21,59 Euro für die Feinunze (31,103 Gramm) ins Jahr und endete im Juni bei 22,03 Euro und einem Plus von 2 Prozent. Im Februar legte das Weißmetall einen Zwischenspurt ein, mit einem bisherigen Jahreshoch von 23,61 Euro. Ebenfalls um 2 Zähler gewann Platin dazu, von anfangs 878 Euro auf 896 Euro zur Jahreshälfte. Mitte Februar kletterte der Platinkurs sogar bis auf 1.074 Euro. Dagegen trumpfte Palladium mit einem kräftigen Anstieg in den ersten sechs Monaten auf. Der Palladiumkurs gewann satte 12 Prozent von 2.012 auf 2.256 Euro. Zwischenzeitlich überschritt der Spotpreis für das Graumetall im Mai sogar die Marke von 2.500 Euro und erreichte damit ein neues Zwölfmonatshoch.

Silberpreis Chart - Silber-Spotkurs

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Hohe Nachfrage aus der Industrie

Zwar sind sich Experten einig, dass die Preise für alle Edelmetalle kurzfristig weiter anziehen werden, doch haben die Weißmetalle einen deutlichen Vorteil gegenüber Gold. Dies ist insbesondere in der hohen Nachfrage aus der Industrie begründet. Denn während Gold überwiegend in der Schmuckherstellung und als Anlage- und Sammlerprodukt genutzt wird, sind Silber, Platin und Palladium als Rohstoffe unverändert sehr gefragt.

Eingesetzt werden die weißen Edelmetalle in der Automobilproduktion, Medizin, Solarenergie, Wasserreinigung und vielfach in der Herstellung von Halbleitern. Bei den Microchips besteht aktuell ein erheblicher Engpass. Der globale Markt ist nahezu leer gefegt, sodass unter anderem viele Hersteller von Elektrofahrzeugen mit langen Wartezeiten rechnen müssen.

Neben der hohen Nachfrage spielt die Rohstoffknappheit von Silber und Palladium eine entscheidende Rolle. Dadurch entstehen ebenfalls Engpässe bei der Produktion von Barren und Münzen für den Anlagemarkt. Insbesondere bei Silber ist der Spread, der Aufschlag auf den reinen Metallwert, für Bullionmünzen zuletzt wieder deutlich gestiegen. Wobei die Aufgelder für Barren gegenwärtig um zwei bis drei Prozentpunkte höher liegen als bei Münzen.

Wie wird der Spread berechnet?

Aktuell steht der Silberpreis bei 21,35 Euro*. Die beliebte Investmentmünze Krügerrand Silber zu einer Unze wird für 25,78 Euro angeboten – das entspricht einem Aufschlag von 20,7 Prozent. Diese Differenz zwischen dem Weltmarktpreis für das Edelmetall und dem Händlerpreis wird als Aufgeld oder Spread bezeichnet. Genaugenommen ist dies eine Handelsspanne, die im Wesentlichen durch Angebot und Nachfrage gebildet wird. Werden also Münzen häufig nachgefragt und ist der Nachschub nicht gesichert, können die Preise anziehen.

Das Aufgeld wird jedoch ebenfalls von der Verfügbarkeit der Rohstoffe beeinflusst. Bei einer Verknappung können die Prägestätten nicht im gewohnten Maße produzieren. Unter Umständen steigen dadurch die Einkaufspreise für Edelmetallhändler. Ein weiterer Faktor stellt die Produktion selbst dar. Aufgrund der schönen Motive ist die Herstellung von Münzen meist wesentlich aufwendiger als bei Barren. Auch dies hat Auswirkungen auf den Angebotspreis.

Warum sind die Aufgelder bei Silber höher als bei Gold?

Der Goldpreis liegt aktuell bei 1.525 Euro*. Eine Unze Krügerrand in Gold können Anleger derzeit für 1.570 Euro erwerben. Das ergibt ein Aufgeld von 2,8 Prozent. Damit fällt der Spread bei Gold deutlich geringer aus als bei Silber. Hierfür gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen bleibt der Kauf von Anlagegold in Deutschland und den meisten europäischen Ländern steuerfrei. Beim Erwerb von Silber und anderen Weißmetallen fällt jedoch die gesetzliche Mehrwertsteuer an, die hierzulande 19 Prozent ausmacht. Etwas günstiger wird es, wenn Edelmetallhändler ihre Produkte mit Differenzbesteuerung anbieten.



Überdies erzeugt Silber vergleichsweise höhere Kosten für Prägung, Lagerung, Transport und Lieferung. Die Nachfrage ist ein weiterer bestimmender Aspekt. Durch den erhöhten Bedarf aus der Industrie ist der Wert des Silbers grundsätzlich höheren Schwankungen ausgesetzt. Diese Volatilität potenziert sich in Krisenzeiten: Während die Aufgelder bei Silber normalerweise bei 15 bis 20 Prozent liegen, steigen sie in Ausnahmesituationen – im Gegensatz zu Gold – nochmals erheblich. Nicht zuletzt ist der Silbermarkt wesentlich kleiner.

Tipp: In der Rubrik Silber-Schnäppchen können Sie Anlageprodukte aus Silber mit geringen Aufschlägen kaufen.

Fazit: Das zweite Halbjahr 2021 wird für alle Edelmetalle spannend!

Zwar steht Silber oft im Schatten von Gold, doch konnte das weiße Edelmetall im ersten Halbjahr 2021 erneut überzeugen. Bereits 2020 schloss es mit einem beachtlichen Plus von 35 Prozent ab. Platin und Palladium sind ebenfalls sehr gut aufgestellt, haben jedoch aus Anlegersicht nicht den gleichen Stellenwert wie Gold oder Silber. Insgesamt gesehen prognostizieren Analysten allen Edelmetallen bis Jahresende einen deutlichen Aufschwung.

*) Preisangaben Stand 27.07.2021