Der Silberpreis auf Erfolgskurs?

Seit Mitte März befindet sich der Silberpreis im Aufwind. Zudem kauft die Türkei verstärkt Silber ein, um die schwache Lira zu stützen. Und die Perth Mint verzeichnete im März ein deutliches Umsatzplus. Kommt bald ein neues Allzeithoch bei Silber?
Der Silberpreis auf Erfolgskurs?

Mit einem Spotpreis von unter 19 Euro für eine Feinunze (31,103 Gramm) befand sich Silber seit Anfang 2023 auf einem Abwärtstrend. Seit März steigt das weiße Edelmetall jedoch wieder deutlich an und legt einen Kursprung nach dem anderen hin. Inzwischen hat der Silberpreis sogar die Marke von 23 Euro (25 US-Dollar) übersprungen und verzeichnete damit einen Kursgewinn von annähernd 25 Prozent in den letzten Monaten. Damit zieht der Preis erstmals seit Herbst 2020 wieder deutlich an und scheint seine lange Talfahrt zu beenden. Experten werten das aktuelle Jahreshoch als klares Kaufsignal. Sie gehen davon aus, dass es sich nicht um eine temporäre Entwicklung handelt und Silber sein Zyklustief hinter sich gelassen hat.

Die Türkei importiert eine Rekordmenge an Silber

Erstmals seit Juni 2022 importierte die Türkei mit 21,67 Tonnen im März 2023 deutlich weniger Gold als in den Monaten zuvor. Das geht aus den offiziellen Angaben der türkischen Börse »Borsa Istanbul« hervor. Hauptgrund für den großen Goldbedarf des Landes in den zurückliegenden Monaten dürfte die hohe Inflation von mehr als 80 Prozent auf inzwischen rund 50 Prozent gewesen sein. Als Teuerungstreiber gilt laut Analysten die anhaltende Schwäche der Landeswährung Lira, die auf die lockere Geldpolitik der türkischen Zentralbank zurückzuführen ist. In der Folge hob die TCMB den Leitzins mehrfach an, sodass die Teuerungsrate zurückging und zuletzt weniger Gold nachgefragt wurde.

Stattdessen steigt nun die Silbernachfrage. Mit einem Rekordzuwachs von 123,15 Tonnen wurde im zurückliegenden März so viel Silber eingeführt, wie nie zuvor in einem Monat seit Aufzeichnungsbeginn 1999. Im Vergleich zum Februar stieg die Silbereinfuhr um 49 Prozent. Im Jahresverlauf 2023 importierte die Türkei damit bereits 279 Tonnen Silber. Neben Silberbarren und Silbermünzen zu Anlagezwecken wird das weiße Edelmetall hauptsächlich zu Schmuck verarbeitet. Zur Diversifizierung lagert es neben Gold ebenfalls als Währungsstütze in der Zentralbank. Aber auch aus der Industrie wird es nachgefragt. Es dient insbesondere zur Herstellung von Computerchips und Halbleitern und wird in der Solartechnologie sowie Medizintechnik eingesetzt.

Perth Mint meldet gestiegene Verkaufszahlen bei Silberprodukten

Auch die australische Prägestätte Perth Mint gibt in ihren Verkaufszahlen für März 2023 eine deutliche Umsatzsteigerung bei Silberprodukten gegenüber dem Vormonat bekannt. So betrug die Zunahme rund 22 Prozent bei 1,8 Millionen Unzen. Seit Anfang des Jahres lieferten die Australier mehr als 4,5 Millionen Silberunzen aus. Hauptabsatzprodukt ist dabei die Silbermünze Australian Kangaroo.

Die Edelmetalle der Perth Mint gehören weltweit zu den beliebtesten Produkten für Anleger und Sammler. Insbesondere Münzen sind in Gold, Silber und Platin verfügbar. Sie zeigen überwiegend Motive aus dem australischen Tierreich wie Känguru, Koala oder Kookaburra. Auch die Lunar-Serie mit den chinesischen Tierkreiszeichen ist von großem allgemeinen Interesse. Deutschland zählt zu den stärksten Absatzmärkten für Goldmünzen und Silbermünzen der Perth Mint.

Silberaussichten: Kommt ein neues Allzeithoch?

Das aktuelle Silber-Allzeithoch von 32,69 Euro oder 49,45 USD je Feinunze (Schlusskurs) stammt aus April 2011. Während der letzten zehn Jahre erreichte der Silberspot zuletzt im August 2020 ein neues Zehnjahreshoch mit einem Stand von 25,12 Euro. Um diese Werte zu überschreiten, müsste Silber allerdings noch kräftig zulegen. Markbeobachter und erfahrende Silberanleger glauben, dass Silber im weiteren Jahresverlauf die 30-Dollar-Marke in Angriff nehmen wird. Derzeit steht der Preis bei rund 25 USD.

Silberpreis Chart - Silber-Spotkurs

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Aus der Vergangenheit lässt sich ableiten, dass Silber durchaus das Potenzial hat, sich im Verhältnis besser zu entwickeln als Gold – so die Meinung vieler Experten. Schon oft ist das Weißmetall einer positiven Goldentwicklung gefolgt. Nimmt es einmal Fahrt auf, würde es sich dynamischer und unbeständiger verhalten.

Prognose zur globalen Silbernachfrage 2023

Laut einem Statement des »Silver Institute« aus Washington, USA von Februar ist 2023 mit einer steigenden Silbernachfrage von Seiten der Industrie zu rechnen. Bei der Organisation handelt es sich um einen Zusammenschluss verschiedener internationaler Unternehmen aus der Silberbranche. So dürfte sich die industrielle Nachfrage auf 550 Millionen Silberunzen belaufen. Dabei bezieht sich das Wachstum von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr insbesondere auf den Bereich Elektromobilität (Ausbau von Ladestationen), den Photovoltaik-Fortschritt sowie die blau-grüne Infrastruktur (strategische, naturnahe Flächen).

Forciert werden diese Maßnahmen einerseits durch den fortschreitenden Klimawandel und andererseits durch die Abkehr von fossilen Brennstoffen, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland. Die Analysten rechnen zudem damit, dass sich der chinesische Markt nach Beendigung der Null-Covid-Strategie zügig erholen dürfte und der Bedarf an Silber wieder deutlich steigt.

Die Entwicklung des Silberpreises sieht das Silberinstitut dennoch eher verhalten. Es vertritt die Ansicht, dass sich die weltweite Inflation aufgrund der Zinserhöhungen weiter abschwächen wird, wodurch die Realzinsen ansteigen dürften. Überdies würde ein Abklingen der Rezessionsängste Investoren zu mehr Risikobereitschaft bewegen, was Aktien gegenüber Gold- oder Silber-Anlagen attraktiver macht. Das Institut prognostiziert daher einen durchschnittlichen Silberpreis von 23 US-Dollar für 2023, was einem Anstieg von etwa 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspräche.

Fazit: Silber ist nicht nur in Krisenzeiten ein Investment wert

Für eine exakte Voraussage der Silberpreisentwicklung bedarf es wohl einer magischen Kristallkugel. Zumindest gehen die Meinungen der Fachleute hier auseinander. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt jedoch, dass Edelmetalle insbesondere in Krisenzeiten verstärkt nachgefragt werden und als “sichere Bank” gelten, wenn die Inflation steigt oder geopolitische Ereignisse eintreten – was jederzeit passieren kann, wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg gezeigt haben.

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