Gold als Wertanlage: Schöner Schein oder sichere Bank?

Unter Anlegern polarisiert kaum ein anderes Produkt mehr als physisches Gold: Die einen schwören drauf, die anderen ignorieren es schlichtweg. Entsprechend wird das gelbe Edelmetall entweder positiv oder negativ diskutiert. Dabei beruhen gerade die ablehnenden Argumente vielfach auf Missverständnissen, Fehlinformationen oder sogar Mythen. In diesem Beitrag gehen wir näher auf die unterschiedlichen Aspekte ein und beleuchten die vielen Facetten von Gold als Wertanlage.
Dabei konzentrieren wir uns auf physisches Edelmetall und erwähnen hier nur der Vollständigkeit halber, dass Anleger auch in Goldpapiere wie Exchange Traded Commodities (ETCs) oder Exchange Traded Funds (ETFs), Gold-Futures, Zertifikate oder Goldminenaktien investieren können. Diese börsengehandelten Anlageprodukte bilden in den meisten Fällen lediglich den Goldpreis ab und beinhalten keinen tatsächlichen Goldbesitz.
Goldprodukte zum Investieren
Für Investoren, die echtes Gold besitzen möchten, gibt es verschiedene Produkte zur Auswahl. Weit verbreitet ist hochwertiger Schmuck aus Gold oder luxuriöse Armbanduhren, bei denen das Gehäuse aus Gold besteht. Beide Bereiche erfordern jedoch ein hohes Maß an Fachwissen bei der Auswahl der Stücke, denn in den meisten Fällen geht es bei der Wertermittlung nicht nur um den Goldanteil, sondern ebenfalls um Fertigung, Marke, Modell und den Sammlerwert.
Daher greifen die meisten Anleger lieber zu Goldbarren oder Goldmünzen, wenn es um Sachwerte zur Vermögenssicherung oder Kapitalbildung geht. Die Auswahl an diesen Goldprodukten ist sehr groß. Bevorzugt wird jedoch allgemein Bulliongold. Dabei handelt es sich um Münzen oder Barren mit einem hohen Reinheitsgehalt von 99,9 Prozent und mehr, die in großen Mengen hergestellt werden. Dies entspricht der metrischen Einheit von 24 Karat, die aus der Schmuckherstellung bekannt ist.
Das Besondere an Bulliongold ist, dass es nah am aktuellen Goldpreis und international gehandelt wird. Im Gegensatz dazu sind Sammlermünzen aus Gold mit höheren Aufschlägen auf den Goldkurs verbunden. Diese kommen durch die hochwertigeren Prägequalitäten und die limitierten Auflagen zustande. Daher eignen sich Goldmünzen für den Sammlermarkt nur bedingt zur Geldanlage.
- Tipp: In unserem Goldmünzen Überblick können Sie zwischen Anlagemünzen und Sammlermünzen sowie weiteren Rubriken filtern lassen.
Goldbarren werden bis auf wenige Ausnahmen immer zu Anlagezwecken hergestellt. Hier haben Investoren die Wahl zwischen vielen unterschiedlichen Gewichtseinheiten beginnend von 0,5 Gramm bis 400 Unzen (12,4 Kilogramm). Beliebte Anlagegrößen sind Goldbarren zu 1 Unze (31,1 Gramm) oder Goldbarren zu 100 Gramm.
Anlagegold im Vergleich zu anderen Kapitalformen
Die meisten gängigen Börsenprodukte wie Unternehmensaktien, Investmentfonds oder Anleihen sind so aufgebaut, dass sie schnell gekauft oder verkauft werden können. Sie dienen meist für eine kurzfristige Liquidität, zur Altersvorsorge oder zum Vermögensaufbau. Den Anlegern geht es hier häufig um schnelle Gewinne, wobei einige Produkte besser für längere Ziele geeignet sind als andere. Je nach Risikobereitschaft können die Renditen höher oder geringer ausfallen. Im gleichen Maße steigt oder sinkt die Verlustgefahr. Bei fallenden Kursen können Anleger im ungünstigen Fall das gesamte investierte Kapital verlieren.
Ein derartiges Risiko besteht bei physischem Gold nicht. Doch wer in Gold investieren möchte, braucht Ruhe. Es gibt keine Zinsen und keine Dividenden (auszuschüttende Beträge) auf den Goldbesitz. Stattdessen ist Bulliongold für den langfristigen Vermögensaufbau gedacht. Entsprechend bleiben Gewinne auch erst nach einer einjährigen Haltedauer von der Einkommensteuer befreit. Wer sein Gold vorher verkauft, zahlt “Spekulationssteuer” auf den Veräußerungsgewinn.
Ob das Anlagegold im Wert steigt oder fällt, ist vom Goldpreis abhängig, der täglich an den internationalen Weltmärkten auf Basis von Angebot und Nachfrage ermittelt wird. Über diese Angabe lässt sich der tatsächliche Wert des eigenen Bestands jederzeit errechnen, da es sich um echten Besitz handelt und nicht um Schuldverschreibungen oder Spekulationen auf den Goldpreis.
Risiken und Nachteile von Gold
Im Gegensatz zu anderen börsengehandelten Anlageprodukten hält sich das Verlustrisiko beim Goldinvestment in Grenzen. Der Goldpreis ist mehr oder weniger starken Schwankungen ausgesetzt, da er von verschiedenen Faktoren abhängig ist (sehen Sie dazu auch den folgenden Abschnitt). Gold wird jedoch seinen Wert nie ganz verlieren, es besticht insbesondere über Jahrhunderte betrachtet durch seine hohe Wertbeständigkeit. Gleichzeitig glänzt es durch eine hohe Bonität, es wird weltweit als Tauschmittel akzeptiert. Münzen oder Barren können jederzeit kurzfristig zu Geld gemacht werden. Gleichzeitig können Bestände aufgrund von komplexen Förderprozessen nicht inflationär ausgedehnt werden.
Einen “Nachteil” hat physisches Gold jedoch gegenüber Wertpapieren. Wer es besitzt, muss einen sicheren Lagerort dafür finden. Aufgrund der Wertdichte empfehlen sich Heimsafes, Bankschließfächer oder Schließfächer bei privat geführten Lagerunternehmen.
Die Entwicklung des Goldpreises
Die Grundlage für den Wert von Goldprodukten ist der Preis für eine Feinunze (31,103 Gramm), der täglich an den internationalen Handelsplätzen ermittelt wird. Ein maßgeblicher außerbörslicher Marktplatz für Edelmetalle ist der London Bullion Market. Nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage wird hier der Goldpreis ausgehandelt und in US-Dollar notiert. Durch die aktuellen Wechselkurse ergeben sich unterschiedliche Preise in Euro, Schweizer Franken oder Britische Pfund. Weiterhin beeinflussen Inflation, Zinssätze, geopolitische Ereignisse und Schwankungen des US-Dollar den Goldpreis.
Über die Entwicklung des Goldpreises informiert Sie unser Goldpreis-Chart, das permanent aktualisiert wird. Sie können sich den Kurs über verschiedene Zeiträume und in unterschiedlichen Währungen anzeigen lassen. So erhalten Sie einen guten Überblick, ob der Wert Ihres Goldes gerade steigt oder fällt. Seit Januar 2022 zeigt sich ein permanenter Aufwärtstrend mit vielen neuen Allzeithochs.
Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs
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Gold als Zahlungsmittel
Anders als die meisten Goldbarren sind Goldmünzen in aller Regel mit einem Nennwert ausgestattet. Dieser ist in der Währung des Ausgabelandes angegeben. Seine Höhe wird durch die ausgebende Behörde (meist die Regierung oder die Zentralbank) festgelegt. Das aufgeprägte Nominal wird als offizieller Wert im Zahlungsverkehr anerkannt. Dadurch gelten auch Goldmünzen als gesetzliches Zahlungsmittel im jeweiligen Land. Jedoch übersteigt der Metallwert den Nennwert in aller Regel. Ausnahme ist hier zum Beispiel die bekannte Goldmünze Krügerrand. Es ist kein Nennwert aufgeprägt. Dennoch gilt sie als Zahlungsmittel in Südafrika zum aktuellen Goldpreis.
Fazit: Mit Gold Risiken minimieren
Goldbarren und Goldmünzen genießen unter Experten den Ruf als Alternative zu risikoreichen Anlagenprodukten. Das Edelmetall dient jedoch eher zum langfristigen Vermögensaufbau sowie zur Absicherung des Eigentums in wirtschaftlich angespannten Zeiten oder zur Diversifizierung mit anderen kapital-bildenden Komponenten. Es wirft keine Zinsen oder Dividenden ab, dafür ist es tatsächlich vorhanden, kann in die Hand genommen und jederzeit zum aktuellen Goldpreis veräußert werden. Damit ist Gold als Wertanlage eine sichere Bank.
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