Keltischer Goldschatz aus Museum gestohlen – Lassen sich die Münzen verkaufen?

Erneut kam es zu einem spektakulären Einbruch in einem deutschen Museum. Diebe erbeuteten 483 historische Goldmünzen aus dem Kelten-Römer-Museum im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm. Es besteht der Verdacht, dass sie eingeschmolzen werden.
Keltischer Goldschatz aus Museum gestohlen – Lassen sich die Münzen verkaufen?

Im November 2022 stahlen Unbekannte bei einem Einbruch in das Kelten-Römer-Museum im oberbayerischen Manching einen Goldschatz aus der Keltenzeit im Wert von etwa 1,6 Millionen Euro. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur, und inzwischen ermittelt das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) in München. Bei der Beute handelt es sich um 483 historische Goldmünzen (wie auf unserem Beispielbild), die rund 2.000 Jahre alt sind. Entdeckt wurden sie 1999 bei einer archäologischen Grabung auf dem Gelände des Manchinger Oppidums. Seither stellte der Goldfund eines der wichtigsten Ausstellungsstücke des Museums dar.

Nach Einschätzung des LKA könnten die Diebe den Manchinger Goldschatz wohl nur schwer verkaufen. Auf legalem Wege sei dies nicht möglich, wodurch der Käuferkreis sehr eingeschränkt wäre. Daher läge der Verdacht nahe, dass die keltischen Münzen eingeschmolzen werden, um an den Goldwert zu kommen. Dieser dürfte sich jedoch aufgrund des Gewichts höchstens auf 180.000 Euro belaufen.

Lassen sich Goldmünzen so einfach einschmelzen?

Doch auch das Einschmelzen des Goldschatzes ist nicht so ohne Weiteres möglich, denn dazu wird ein Schmelzofen benötigt, der mindestens 1.000 Grad Celsius heiß wird. Dieser Wert entspricht dem Schmelzpunkt von Gold. Andere enthaltene Edelmetalle besitzen unter Umständen einen höheren Schmelzwert, wodurch eine Filterung ermöglicht wird. Um die verschiedenen Metalle auszulaugen, werden darüber hinaus Chemikalien wie Quecksilber oder Cyanid benötigt, die jedoch in der Anwendung gefährlich sind und eine genaue Kenntnis voraussetzen.

Professionelle Scheideanstalten wie zum Beispiel Heimerle Meule, Agosi oder C. Hafner sind durchaus in der Lage, Altgold-Produkte so einzuschmelzen, dass am Ende des Prozesses reines Gold herauskommt. Doch bei den keltischen Münzen handelt es sich nicht um Zahngold oder Schmuckstücke der Großeltern, sodass keine Scheideanstalt einen solchen Auftrag annehmen würde, ohne einen entsprechenden Besitznachweis.

Für die Diebe kommt noch erschwerend hinzu, dass seriöse Goldankäufer oder Weiterverwerter in aller Regel die Herkunft des eingeschmolzenen Edelmetalls überprüfen würden, was bei Diebesgut ausgeschlossen sein dürfte.

Wie war der Goldschatz gesichert?

Die 483 Goldmünzen waren in einer Vitrine des Museums ausgestellt. Zusammen wogen sie nur etwa 3,5 Kilogramm, sodass die Täter sie problemlos wegschaffen konnten. Dabei stellt das Kelten-Römer-Museum selbst eine Hochsicherheitsanlage dar mit einem Alarmsystem inklusive direkter Aufschaltung zu einem Wachschutzunternehmen. Zwar löste das System einen automatischen Alarm aus, doch die Meldung konnte nicht weitergeleitet werden. Denn laut einem LKA-Sprecher kam es in der Einbruchsnacht zu einem Sabotageakt an etlichen Glasfaserleitungen in und um Manching. Dadurch waren die Telefon- und Internetverbindungen von rund 13.000 Privat- und Firmenteilnehmern unterbrochen – so auch die Verbindung vom Museum zum zuständigen Sicherheitsdienst.

© Kelten-Römer-Museum Mansching
© Kelten-Römer-Museum Mansching

Der Diebstahl der Keltenmünzen wurde somit erst am nächsten Morgen bei Öffnung des Museums entdeckt und konnte erst dann der Polizei gemeldet werden. Seit diesem Zwischenfall ist die Dauerausstellung des Kelten-Römer-Museums bei Ingolstadt geschlossen. Ab dem 13. Dezember 2022 soll zumindest die aktuelle Sonderausstellung “Im Dienste Roms” wieder eröffnen, wie Museumsleiter Tobias Esch mitteilte.

Welchen Stellenwert besitzt der keltische Goldschatz?

Neben dem Handelswert und dem reinen Materialwert stellte der Goldschatz für das Museum sowie für das Bundesland Bayern ein wichtiges Kulturerbe dar. Der vor über 23 Jahren entdeckte Schatz gilt als größter keltischer Goldfund des 20. Jahrhunderts. Gefunden wurde er 1999 bei Ausgrabungen im alten Hafen des Oppidums Manching, einer ehemaligen keltischen Siedlung. Dort waren die Goldmünzen um 100 v. Chr. vermutlich in einem Stoffbeutel verpackt vergraben worden. Die sogenannten Statere waren bedeutende Geldstücke in der Antike. Sie besaßen ein genormtes Gewicht von jeweils etwa 7,2 Gramm. Geprägt wurden sie von Hand im heutigen Tschechien.

“Der Verlust des Kelten-Schatzes ist eine Katastrophe, die Goldmünzen als Zeugnisse unserer Geschichte sind unersetzlich”, so Markus Blume (CSU), Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. Der kulturelle Schaden sei enorm. “Wer auch immer diese Tat begangen hat: Jemand hat sich an unserer Geschichte vergangen und unfassbare kriminelle Energie dafür an den Tag gelegt.” Es müsse alles dafür getan werden, die Hintergründe aufzuklären und die Kriminellen zu fassen, meinte Blume.

Das Bayerische Landeskriminalamt ermittelt

Das LKA ermittelt weiter und hat die Videoaufzeichnungen des Museums gesichtet. Bei einer großen Suchaktion rund um das Museum mit Polizeitauchern wurden unter anderem ein Brecheisen und ein Elektromessgerät gefunden, die mit der Tat in Zusammenhang stehen könnten. Zudem hat das Bayerische Landeskriminalamt in einer Pressemitteilung einen Zeugenaufruf gestartet.

Überdies steht das LKA München im engen Austausch mit den Kollegen in Dresden und Berlin, wo es in der Vergangenheit ebenfalls große Einbrüche in Museen gegeben hatte. Zum Beispiel wurde 2017 eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze der Serie Maple Leaf aus dem Bode-Museum in Berlin gestohlen (Wert: 5,4 Mil. Euro). Und 2019 wurden Schmuckstücke im Gesamtwert von 113 Millionen Euro aus dem Grünen Gewölbe in Dresden entwendet. In beiden Fällen ist die Beute bislang nicht wieder aufgetaucht.

Fazit: Ein großer kultureller Verlust

Der Diebstahl der keltischen Goldmünzen bedeutet nicht nur den vermutlich dauerhaften Verlust eines absoluten Highlights des Kelten-Römer-Museums Manching. Darüber hinaus ist ein enormer kultureller und wissenschaftlicher Schaden entstanden, der einen der bedeutendsten Goldschätze der Keltenzeit betrifft. Der Gewinn für die Täter dürfte sich jedoch eher in Grenzen halten.