Was haben Bulle und Bär mit Edelmetallen zu tun?

Ganz gleich ob New Yorker Börse oder der Frankfurter Geldmarkt – vor den bedeutenden Finanzgebäuden der Welt stehen mächtige Bronzeskulpturen, welche die Auf- und Abwärtsbewegung der Aktienkurse symbolisieren.
Was haben Bulle und Bär mit Edelmetallen zu tun?

Ganz gleich ob New Yorker Börse oder Frankfurter Geldmarkt – vor den bedeutenden Finanzgebäuden stehen mächtige Skulpturen, die steigende und fallende Aktienkurse symbolisieren. Doch warum werden Bulle und Bär auch mit Edelmetallen in Verbindung gebracht?

Immer wieder tauchen in den Medien die Begriffe Bullenmarkt und Bärenmarkt auf. Zwar werden sie vorwiegend im Jargon des Wertpapierhandels verwendet, doch bei starken Kursschwankungen von Gold oder Silber auch innerhalb des Edelmetall-Bereichs. Allgemein stellen sie eine Metapher für Kursbewegungen dar. Wie sie in den Börsenjargon kamen, ist bis heute ungeklärt. Einer Theorie nach sind sie nach Schaukämpfen benannt, die im 17. Jahrhundert in der Nähe der Londoner Börse stattgefunden haben. Schriftliche Belege gibt es kaum. Erstmals taucht der Begriff »Bull Market« im Oxford English Dictionary von 1891 auf. Dort wird er vom französischen »bull spéculative« abgeleitet. Streng genommen ist damit jedoch kein Tier, sondern eine Blase gemeint.

Wofür steht der Bulle?

Bulle oder Stier stehen für eine positive Stimmung an den Börsen und gelten als Symbol für ansteigende Marktphasen. Wann immer die Wirtschaft boomt und die Aktienkurse zumindest über einen längeren Zeitraum steigen, wird daher vom Bullenmarkt gesprochen. Dies begründet sich weitestgehend in der Kampftechnik, die ein Stier anwendet: Mit seinen gefährlichen Hörnern stößt er von unten nach oben zu. Dabei wirbelt er seinen Angreifer meist durch die Luft und schleudert ihn in Richtung Himmel. Zudem bildet die gesamte Körperhaltung des Bullen vom Rücken bis zum Kopf eine aufsteigende Linie. Der Markt erfährt einen Aufschwung und die Rally beginnt.

Auch Investoren lassen sich grob in zwei Kategorien einordnen. In den Hochphasen sind Anleger »bullish« gestimmt, also in Erwartung weiter anziehender Kurse. Deshalb kaufen sie Aktien, weil sie von einem Aufschwung ausgehen. Das wiederum lässt das Barometer steigen. Beispielsweise verzeichneten Impfstoffhersteller in der akuten Phase der Corona-Pandemie teilweise große Gewinne, da Anleger vermehrt in die Papiere investieren.

Bulle und Bär: Die beiden Skulpturen der Frankfurter Börse symbolisieren Kursbewegungen.

Und wann kommt der Bär ins Spiel?

Auf der anderen Seite löste die Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehenes unter Anlegern Pessimismus aus. Hier gewinnt der Bärenmarkt die Oberhand. Auch hierbei spielt die Kampftechnik des realen Tieres eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Symbols. Während also der Bulle seine Gegner nach oben katapultiert, schlägt der Bär mit seiner Tatze eher von oben nach unten. Damit symbolisiert er eine Abwärtsbewegung. Das trifft ebenfalls auf die Körperhaltung des Bären zu, der meist mit gesenktem Kopf auftritt.

Pessimistische Anleger verdienen ihr Geld, indem sie Verkaufsoptionen nutzen. Sie wetten auf sinkende Kurse und provozieren einen Crash. Börsianer nennen dieses Anlegerverhalten auch »bearish«. Als grobe Faustregel gilt: Wann immer Kurse um mehr als 20 Prozent eingebrochen sind, wird von einem Bärenmarkt gesprochen und umgekehrt.

Wann zählen Gold und Silber zum Bullen- oder Bärenmarkt?

Finanz- und Anlageexperten wenden die 20-Prozent-Regel aus dem Wertpapierhandel auch bei Edelmetallen an. Um dies jedoch nachvollziehen zu können, ist es hilfreich zu wissen, wie die Preise von Gold, Silber und anderen Weißmetallen überhaupt zustande kommen. Der sogenannte Sportkurs wird für eine Feinunze (31,103 Gramm) täglich an den Weltmärkten ausgehandelt. Er richtet sich im Wesentlichen nach Angebot und Nachfrage. Darüber hinaus werden die Preise durch weitere Faktoren beeinflusst, wie Dollarkurs, Ölpreis oder das Weltgeschehen mit Krisen oder Pandemien.

Goldpreis und Silberpreis werden in US-Dollar ausgegeben. Zeitgleich ermitteln die Finanzplätze jedoch ebenfalls die Wechselkurse anderer Währungen. Dadurch ergeben sich länderspezifische Edelmetallpreise zum Beispiel für Europa in Euro oder Schweizer Franken. Der Wert ist jedoch identisch und abhängig von den Wechselkursen. Die nachfolgende Grafik des Silberpreises bietet den direkten Vergleich der drei Währungen.

Silberpreis in EUR, USD und CHF

Zuletzt erlebte der Goldkurs 2013 einen dramatischen Absturz. Im April des Jahres rutschte der Wert unter einen Durchschnitt von 1.500 US-Dollar, nachdem erst zwei Jahre zuvor mit 1.908,79 USD ein neues Allzeithoch erreicht wurde. Dadurch kam innerhalb von 12 Monaten ein Preisverfall von 28 Prozent zustande und Gold hielt nach der 20-Prozent-Regel Einzug in den Bärenmarkt. Noch deutlicher zeigte sich der Verfall 2013 in Euro. Von 1.260 Euro im Vorjahr für eine Feinunze stürzte der Kurs auf 867 Euro oder um 31,16 Prozent ab.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

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Gold ab 2019 wieder auf Bullen-Niveau

Bereits im Verlauf von 2019 zeichnete sich ein deutlicher Aufwärtstrend bei der Gold-Performance ab. Mit einem Schlusskurs von 1.353 Euro und einem Plus von 20,85 Prozent erlangte das Edelmetall wieder Bullen-Status. Anfang August 2020 erreichte es mit 1.737,28 Euro sogar ein neues Allzeithoch. Auch wenn der Spotkurs anschließend eine Berg- und Talfahrt hinlegte, wird er wohl zunächst nicht wieder auf Bären-Niveau absinken. Anlageexperten und Analysten prognostizieren, dass es auch zukünftig eher zu einer neuen Gold-Rally kommt und der Preis erneut die 1.700-Euro-Marke übersteigt. Es ist davon auszugehen, dass dann auch der Silberpreis wieder anzieht – etwas zeitversetzt, wie typisch für das weiße Edelmetall.

Hier können Sie die Goldpreisentwicklung beliebter Anlagemünzen verfolgen: