Der Edelmetallhandel in der Corona-Krise

Große Nachfrage nach Gold zwingt Händler derzeit zu ungewöhnlichen Maßnahmen
Der Edelmetallhandel in der Corona-Krise

Zur Eindämmung der Corona-Pandemie müssen aktuell viele Einzelhandelsgeschäfte ihre Ladentüren geschlossen halten. Das gilt ebenfalls für den Edelmetallhandel. Wobei viele Anbieter ihre Anlageprodukte weiterhin über den Online-Handel vertreiben – soweit verfügbar. Doch genau hierin liegt das Problem, denn die Corona-Krise und der freie Fall der Aktienkurse haben einen regelrechten Run auf Goldmünzen, Goldbarren und Investments aus weißen Edelmetallen ausgelöst. Das hohe Bestellaufkommen führt bei vielen Händlern zu massiven Engpässen. Beliebte Goldmünzen, wie Krügerrand, Maple Leaf oder Wiener Philharmoniker sind zeitweise bei vielen Anbietern in allen Stückelungen ausverkauft. Das gleiche Bild zeigt sich bei Barren zu 1 bis 500 Gramm. Erschwerend kommt hinzu, dass der Nachschub nur schleppend funktioniert und dass sich die Lieferfristen verlängern. Viele Anbieter müssen daher zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen.

Dass die Nachfrage nach Gold und anderen Edelmetallen in Krisenzeiten steigt, ist nicht neu. Bereits in schwierigen Phasen, wie während der weltweiten Finanzkrise ab 2008 oder in der Eurokrise 2015 wurde es verstärkt gekauft. Dabei hat sich insbesondere Gold als Krisenmetall bewährt. Doch gegen den aktuellen Ansturm verblassen die Verkaufszahlen aus der Vergangenheit. Dennoch erlebt der Goldpreis derzeit eine Berg- und Talfahrt mit harten Ausschlägen in beide Richtungen. Denn neben der hohen Nachfrage privater Anleger verkaufen aktuell viele institutionelle Investoren ihre Goldbestände, was regelmäßig für Abstürze des Kurses sorgt. Dieser wird auch durch die zurzeit sinkende Goldnachfrage für die Schmuckindustrie beeinträchtigt. Goldringe oder -ketten sind in der aktuellen Situation weltweit nicht sehr gefragt.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

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Was sich derzeit im Edelmetallhandel tut – einige Fallbeispiele

Wer einen gut funktionierenden Onlineshop aufgebaut hat, der kann die Verluste aus dem Ladengeschäft, die durch die Corona-bedingten Maßnahmen entstehen, weitestgehend auffangen. Doch Edelmetallhändler berichten von Serverabstürzen durch unzählige Bestellvorgänge, die Telefonleitungen laufen heiß und es kommt zu längeren Wartezeiten. Daher müssen viele Unternehmen ihre Online-Shops immer wieder deaktivieren und können ihre Angebote nur noch tage- oder stundenweise freischalten, wann immer Ware verfügbar ist und Aufträge bewältigt werden können. Meist steht dann nur ein eingeschränktes Sortiment zur Verfügung. Einige Händler gehen andere Wege, um das hohe Aufkommen zu entzerren. So haben manche einen Mindestbestellwert eingeführt oder diesen erhöht. Vielfach können Anfragen derzeit nur noch per E-Mail und mit Wartezeit beantwortet werden.

Durch die gestiegenen Bestellaktivitäten kommt es zu Verzögerungen in der Versandabteilung. Viele Mitarbeiter arbeiten derzeit im Homeoffice, fallen krankheits- oder quarantänebedingt aus oder müssen die geltenden Abstandsregelungen beachten, sodass unter erschwerten Bedingungen gearbeitet wird. Dadurch muss mit längeren Lieferzeiten gerechnet werden. Während die Bestell- und Versandabwicklung in normalen Zeiten reibungslos funktioniert, warten derzeit nicht selten mehrere Hundert Aufträge auf die Bearbeitung, die nach und nach abgearbeitet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Wertelogistiker wie beispielsweise Prosegur aktuell nicht mehr an Privatkunden liefern. Hier müssen sich die Händler derzeit nach alternativen Versanddienstleistern umschauen, welche die Ware angemessen ver- und gesichert transportieren können.

Ein weiteres Problem ergibt sich durch den mangelnden Warennachschub. Aufgrund von Grenzschließungen, eingeschränktem Warenverkehr und Produktionsstopps kommt es derzeit zu Lieferengpässen. So hatte etwa das Schweizer Unternehmen Argor-Heraeus im Tessin seine gesamte Produktion vorübergehend eingestellt und fährt diese nun langsam wieder hoch. Auch in Südafrika – einem Global Player in der Goldproduktion – sind derzeit viele Minen von der gesetzlichen Ausgangssperre des Landes betroffen. Beispielsweise hat der drittgrößte Goldproduzent der Welt, Anglogold Ashanti den Förder- und Herstellungsbetrieb ab 24. März für zunächst drei Wochen ausgesetzt, um seine Mitarbeiter vor einer Covid 19-Erkrankung zu schützen. In Johannesburg findet sich die mit vier Metern tiefste Goldmine der Erde. Zudem weisen internationale Distributoren wie Apmex  zeitweise auf stark verlängerte Lieferzeiten hin. Das US-amerikanische Unternehmen beliefert viele Edelmetallhändler in Europa.

Anleger müssen hohe Aufschläge in Kauf nehmen

Wer dennoch in Gold investieren möchte, muss derzeit mit hohen Aufgeldern rechnen. Ein Beispiel aus dem Bereich der Bullionmünzen: Ist die Feinunze Krügerrand in Normalzeiten zu etwa einem Prozent über dem Goldpreis zu haben, liegt der Aufschlag inzwischen bei gut 14 Prozent. Bei anderen Stückelungen und Münzprodukten überschreiten die Aufgelder teilweise sogar die 100-Prozentmarke. Das sind Spitzenwerte, die zuletzt während der Finanzkrise beobachtet wurden. Experten gehen davon aus, dass die Aufgelder eher noch weiter steigen werden. Nicht viel anders gestaltet sich die Situation bei den Anlagebarren. Hier muss mit Aufpreisen von 6 bis 30 Prozent gerechnet werden.

Auch bei den weißen Edelmetallen sieht es nicht besser aus. So werden für die Feinunze Silber derzeit Aufschläge von bis zu 60 Prozent über dem Spotpreis veranschlagt. Das trifft zum Beispiel auf beliebte Anlagemünzen wie Silber-Känguru oder Lunar Serie II zu.

Fazit: Die Investition in physisches Gold oder Silber erfordert in der gegenwärtigen Corona-Krise insbesondere die Bereitschaft, Anlageprodukte zu kaufen, die deutlich über dem Gold-/Silberpreis angeboten werden. Zudem ist die Produktauswahl begrenzt. Anleger sollten sich überdies bewusst sein, dass sie an ihrem Edelmetall nur dann verdienen können, wenn die Kurse wieder anziehen. Edelmetallhändler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz arbeiten derzeit nahezu rund um die Uhr, um ihren Kunden auch in Krisenzeiten den bestmöglichen Service zu bieten. Häufige Nachfragen erschweren diesen jedoch unnötig, Geduld ist das Gebot der Stunde.

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