Jahresrückblick 2022: Wie haben die Edelmetalle gearbeitet?

Der Besitz von physischem Gold, Silber, Platin oder Palladium wirft zwar keine Zinsen oder Dividenden ab, doch ist das Abschneiden der Edelmetalle über das Jahr für Anleger wichtig. Wir werfen einen Blick in den Rückspiegel und auf die Entwicklung 2022.
Jahresrückblick 2022: Wie haben die Edelmetalle gearbeitet?

Das Kalenderjahr 2022 war geprägt von Krieg und Sanktionen, Inflation, Lieferengpässen und Energiekrisen sowie Rekordverlusten an den Finanzmärkten. Rund zwölf Prozent beträgt allein das Minus beim Deutschen Aktienindex (DAX), dem Gradmesser unserer Wirtschaft. Ganz anders verhält es sich bei den Edelmetallen, die bis auf das Graumetall Palladium deutliche Kursanstiege über die letzten zwölf Monate verzeichnen konnten. Wir blicken zurück auf ein bewegendes Jahr für Investoren: Wie haben die vier wichtigsten Anlagemetalle Gold, Silber, Platin und Palladium gearbeitet? Gab es Gewinner oder Verlierer? Was hat die Kurse beeinflusst? Und wie sieht die Prognose der Experten für 2023 aus?

Mit Beginn von 2023 sind die Krisen des zurückliegenden Jahres jedoch noch nicht bewältigt. Weiterhin befindet sich die Inflation auf einem hohen Acht-Prozent-Niveau, und die Europäische Zentralbank (EZB) ist gezwungen, den Leitzins mehr und mehr anzuheben, um der ansteigenden Teuerungsrate entgegenzuwirken. Zwar konnten wir uns allmählich von russischem Gas und Öl loslösen, doch die Energiepreise bewegen sich weiter auf Rekordhöhen, was die Teuerung zusätzlich befeuert. Ebenso dauert der Ukraine-Krieg unvermindert an und fordert von unserer Wirtschaft weitere Hilfen für das angeschlagene Land sowie Sanktionen gegen den angreifenden Staat. Einzig die Corona-Pandemie scheint uns nach drei Jahren allmählich aus ihrem Würgegriff zu entlassen. Wobei China noch mit der aktuellen Omikron-Variante zu kämpfen hat, was die Weltwirtschaft in den nächsten Monaten zusätzlich belasten wird. All diese Faktoren werden auch weiterhin die Edelmetallpreise beeinflussen.

Gold mit neuem Allzeithoch in 2022 und einem deutlichen Plus zum Jahresende

Mit einem Spotmarkt-Preis von 1.608 Euro für eine Feinunze (31,103 Gramm) startete Gold ins Jahr 2022. Bis zum Jahresende konnte der Kurs mit 1.703 Euro um 95 Euro zulegen, was einem Plus von 5,91 Prozent entspricht. Seinen Jahreshöchststand erreichte der Goldpreis mit einem Schlusskurs von 1.880,75 Euro (1.902,03 € Tageshoch) am 8. März nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs. In den folgenden Monaten korrigierte sich der Kurs wieder nach unten und blieb bis zum Jahresende auf einem konstant hohen Niveau von rund 1.700 Euro. Eine weitere positive Entwicklung wurde durch die teils aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank (Federal Reserve System, Fed) und dem Nachziehen der EZB für den Euroraum unterbunden.

Welchen Stellenwert Gold zur Kapitalsicherung hat, zeigen die Zukäufe der weltweiten Zentralbanken. So kauften diese laut World Gold Council (WGC) bis zum 31. Oktober 2022 allein 700 Tonnen des gelben Edelmetalls.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

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Silber blieb 2022 ohne neues Allzeithoch

Ähnlich gut wie Gold konnte sich auch Silber im vergangenen Jahr behaupten. Der Silberpreis begann mit einem Spotkurs von 20,52 Euro und beendete das Jahr mit einem Schlusskurs von 22,42 Euro. Das entspricht einem Jahresplus von 9,3 Prozent oder dem durchschnittlichen Inflationsniveau in Deutschland. Zwar konnte Silber im März ebenfalls kräftig zulegen und die 24-Euro-Marke überwinden, stürzte dann aber im Verlauf der nächsten Monate ebenso dramatisch ab bis zu einem Tiefstwert von 17,68 Euro Anfang September. Ein kontinuierlicher Aufwärtstrend schloss sich an. Wissenswert hierzu ist, dass fast die Hälfte des jährlichen Silberbedarfs aus der Industrie kommt, im Gegensatz zum reinen Anlagemetall Gold. Wie das internationale Silber-Institut bekannt gab, stieg die allgemeine Silbernachfrage im Jahresverlauf 2022 um insgesamt 16 Prozent an. Anlagesilber umfasste dabei einen eher geringen Anteil. Investoren hatten im vierten Quartal überdies durch den Wegfall der Differenzbesteuerung auf Silbermünzen das Nachsehen.

Die bestehende Allzeit-Bestmarke stammt jedoch noch aus 1980 (zu D-Mark-Zeiten) und beläuft sich auf umgerechnet 32,69 Euro. Den Bestwert der letzten zwölf Jahre markierte das Weißmetall im Mai 2011 mit 29,81 Euro.

Silberpreis Chart - Silber-Spotkurs

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Platin mit bestem Resultat in 2022

Mit einem Wert von 865 Euro für eine Unze startete der Platinpreis ins Jahr 2022. Der Ukraine-Krieg konnte das Graumetall ebenfalls mit einem kurzzeitigen Anstieg im März auf 1.065 Euro beflügeln. Das Jahrestief belief sich im September auf 834 Euro. Im Anschluss folgte eine wahre Achterbahnfahrt mit einem leichten Aufwärtstrend. Der Jahresschlusskurs steigerte sich dann auf runde 1.000 Euro. Für Anleger bedeutet dies einen Zugewinn von mehr als 15 Prozent. An das Allzeithoch von 1.329 Euro aus 2008 konnte Platin im vergangenen Jahr nicht herankommen. Insgesamt verlief jedoch die Investmentnachfrage 2022 eher schwach, insbesondere, was Platinbarren betraf, wie Heraus Precious Metals in der jährlichen Edelmetallprognose bekannt gab.

Platinpreis Chart - Platin-Spotkurs

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Palladium ohne nennenswerte Veränderungen, aber mit neuem Hoch

Nahezu unverändert blieb hingegen der Preis für eine Feinunze Palladium. Der Kurs startete 2022 am ersten Börsentag mit 1.657 Euro und beendete das Jahr mit einem Stand von 1.652 Euro. Dadurch ergibt sich ein leichter Verlust von unter einem Prozent. Wie die anderen Edelmetalle verzeichnete Palladium im März aufgrund des Kriegsgeschehens in Europa kurzzeitige Kursgewinne mit Spitzenwerten von 3.170 Euro, wodurch sich ein neues Allzeithoch von 2.915 Euro (Schlusskurs) ergab. Wer seine Palladiummünzen oder Palladiumbarren zu diesem Zeitpunkt verkauft hatte, konnte mit Gewinnspannen von bis zu 43 Prozent rechnen. Wie Silber und Platin wird auch Palladium zum größten Teil aus der Industrie nachgefragt. Ohnehin gelten die beiden Graumetalle aus Anlegersicht eher als Randprodukte.

Palladiumpreis Chart - Palladium-Spotkurs

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Fazit: Unsicherheit durch Krieg und Inflation halten Investmentnachfrage hoch

Vergleicht man die vier wichtigsten Edelmetalle aus Investmentsicht miteinander, hatte 2022 eindeutig Platin im Euroraum die Nase vorn. Mit einigem Abstand folgten Silber und Gold auf der dritten Position. Palladium ist hingegen mit einer Nullrunde abgeschlagen. Für 2023 erwarten Experten bei allen Anlagemetallen leichte Zuwächse oder ähnlich hohe Kurswerte wie im vergangenen Jahr. Jedoch ist davon auszugehen, dass insbesondere Silber und Gold weiterhin zur Vermögenssicherung nachgefragt werden. Denn die hohe Inflation wird nicht einfach verschwinden. So sieht der Internationale Währungsfonds (IWF) für 2023 eher eine moderate Abschwächung der Teuerungsrate in Deutschland auf etwa 7,2 Prozent.