Münzwissen: Die Besonderheit der Prägequalitäten und Erhaltungsgrade

Stempelglanz, Polierte Platte, unzirkuliert, vorzüglich – worin unterscheiden sich die Münzqualitäten?
Münzwissen: Die Besonderheit der Prägequalitäten und Erhaltungsgrade

Bei der Herstellung von Münzen, für den Anlage- oder Sammlermarkt kommt es nicht nur auf die verwendeten Metalle an, sondern neben der künstlerischen Präzision in der Graveurarbeit auch um die Prägequalitäten. Hierbei gibt es große Unterschiede, die häufig mit dem späteren Einsatzbereich der Münzen einhergehen. Dabei ist die Aufbereitung der Prägewerkzeuge ebenso von Bedeutung, wie die qualitätsvolle Vorbereitung der Münzrohlinge. Für den Wert einer Sammlermünze ist überdies der Erhaltungsgrad maßgeblich. Wir stellen Ihnen die unterschiedlichen Techniken und Einstufungen vor.

Münzen für Investoren oder Numismatiker werden heute aus verschiedenen Edelmetallen wie Gold, Silber, Platin, Palladium, Kupfer oder Legierungen dieser Metalle gefertigt. Als Veredelungsmaßnahme kommen häufig auch Zink und Zinn zum Einsatz. Die Zusammensetzung der Materialien bestimmt über Widerstandsfähigkeit, Färbung und Glanz der Münze. Während die nahezu reine Goldmünze Wiener Philharmoniker mit einem Feingehalt von 999,9/1000 durch ihren gelbgoldenen Schein besticht, schimmert der Gold Krügerrand mit seinem hohen Kupferanteil von 8,33 Prozent Kupfer leicht rötlich. Über die Legierungen wird somit ein einzigartiges Erscheinungsbild geschaffen.

Der Erhaltungszustand von Anlagemünzen

Anlagemünzen werden meist in großen Stückzahlen oder sogar unlimitiert geprägt – je nach Nachfrage. Sie bestehen hauptsächlich aus Gold oder Silber, während Platin oder Palladium eher zu den Exoten zählen. Ihr Wert ist weniger abhängig vom Erhaltungszustand als mehr von ihrem Materialwert, der sich häufig nah am Goldpreis oder Silberkurs orientiert. Bei besonders beliebten Motiven oder Münzserien, wie zum Beispiel China Panda oder Australian Kangaroo können Anlagemünzen auch für Sammler interessant sein, sodass der Übergang zwischen den beiden Haltungsformen oft fließend verläuft.

Handelbar sind Bullionmünzen, wenn sie keine tiefen Kratzer oder Randbeschädigungen sowie andere gravierende optische Mängel aufweisen. Zudem müssen Maße, Gewicht und Feingehalt mit den originalen Werten der jeweiligen Münze übereinstimmen, ansonsten handelt es sich um eine Fälschung.

  • Wie Sie Fälschungen entlarven können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Toleriert werden hingegen Fingerabdrücke, da diese entfernbar sind, sehr kleine Kratzer und Randfehler, die auch bereits bei der Herstellung entstehen können, sowie angelaufene Stellen, die bei Silbermünzen vorkommen können. Je nach dem Grad der Beschädigung müssen gegebenenfalls Abschläge in Kauf genommen werden. Starke Defekte führen in der Regel zum Einschmelzen, sodass die Münzen dann nur noch über den reinen Gold- oder Silberwert verfügen.

Bei der Prägung von Anlagemünzen kommt meist eine Standardqualität zum Einsatz. Dabei bestimmt das individuelle Verfahren der jeweiligen Prägestätte über die Güte der Ausführung. Angewendet wird die Normalprägung auch häufig für klassische Umlaufmünzen. Sie stellt gewissermaßen das Aushängeschild eines Prägeunternehmens dar, unter Berücksichtigung aller Qualitätsmerkmale.

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Prägequalität Unzirkuliert und Stempelglanz

Die rein maschinelle Standardprägung ist gleichzusetzen mit der Qualität »Unzirkuliert« (Unz. oder englisch uncirculated). Sie kommt gleichermaßen für Anlage- wie Sammlermünzen zur Anwendung. Gemeint sind damit prägefrische Gold- oder Silberstücke, die noch nie im Einsatz gewesen sind. Nicht selten weist ihre Oberfläche jedoch minimale Kratzer auf, die durch den Prägevorgang oder durch den Weitertransport bis zur Verpackung entstehen können. Unzirkulierte Münzen werden anschließend zum Verkauf angeboten, entweder direkt im Shop des Herausgebers oder über den klassischen Edelmetallhandel.

Unter dem Begriff »Stempelglanz« fallen ebenfalls prägefrische Münzen, die jedoch fehlerfrei hergestellt sind, sodass mit bloßem Auge keine Beschädigungen erkennbar sind. Für ein besonders klares Erscheinungsbild sorgen dabei insbesondere neue Prägestempel. Häufig sind die ersten 100 bis 250 Münzen einer Produktion mit frischen Stempeln für den Sammlermarkt reserviert. Abgekürzt wird diese Herstellungsqualität mit STGL und im englischen Sprachgebrauch mit BU für »brillant uncirculated«. In Österreich wird das Verfahren häufig auch mit »Handgehoben« bezeichnet, da jede einzelne Münze vom Graveur auf Fehler geprüft wird. In der Praxis werden, insbesondere im englischen Sprachraum, alle gängigen Anlagemünzen von den Ausgabestellen als „Brilliant Uncirculated“ vermarktet, obwohl die strengen Qualitätsanforderungen nicht unbedingt von jeder Münze erfüllt werden. Meist liegen diese Münzen in der Qualität zwischen „unzirkuliert“ und „Stempelglanz“.

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Der Unterschied zwischen Polierte Platte und Spiegelglanz

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© Münze Österreich Das Polieren der Stempelplatte sorgt für eine Aufwertung des Motivs

Die Königsdisziplin unter den Prägequalitäten stellt das Verfahren »Polierte Platte« (PP, englisch Proof) dar. Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, kommen bei der Prägung spezielle Ronden zum Einsatz, die zuvor maschinell poliert werden. Dadurch weist der Münzgrund eine sehr glatte und hochglänzende Oberfläche auf. Dagegen erscheint das Motiv eher matt als Relief. Verstärkt wird der edle Metallglanz durch ebenfalls polierte Stempelplatten.

Artverwandt zu den PP-Münzen ist die Prägetechnik »Spiegelglanz« (SP, englisch Proof-like). Bei dieser Methode werden gleichermaßen polierte Stempelflächen eingesetzt, jedoch keine zuvor geglätteten Rohlinge. Das Resultat ist eine gleichmäßig spiegelnde Oberfläche bei Motiv und Münzgrund. Da die Oberseiten sehr empfindlich sind, werden die Münzen gleich nach dem Prägevorgang einzeln verpackt – häufig in Kapseln. Beide Methoden, PP und SP, finden sich meist bei Sammler- oder Gedenkmünzen, wenn es auf eine makellose Optik ankommt, denn der Anspruch ist hoch.

Weitere Erhaltungsgrade von Vorzüglich bis gering erhalten

Numismatiker unterscheiden bei gebrauchten oder historischen Münzen zwischen den unterschiedlichen Erhaltungsgraden, die neben Verfügbarkeit und Nachfrage ausschlaggebend für ihren Wert sind. Die besten Preise lassen sich bei den Erhaltungsstufen »vorzüglich«, für Münzen, die nur kurze Zeit in Umlauf waren und wenige Gebrauchsspuren aufweisen, sowie für »sehr schön« mit kleinen Kratzern und Randbeschädigungen, erzielen. Sie werden allgemein noch als sammlerwürdig eingestuft.

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Die Erhaltungsstufen historischer Münzen liegen häufig im Auge des Betrachters

»Schön« bezeichnet eine weitere Abstufung mit deutlicheren Abnutzungserscheinungen. Beim Zustand »sehr gut erhalten« und »gering erhalten«, sind oftmals das Münzbild oder Teile der Beschriftung nicht mehr erkennbar, sodass Münzen dieser Qualität als nicht mehr sammlergerecht angesehen werden. Sie besitzen damit nur noch Metallwert. Die abschließende Bewertung eines Münzzustands liegt jedoch häufig im Auge des Betrachters.

Fazit: Die unterschiedlichen Prägequalitäten und Erhaltungsgrade von Goldmünzen oder Silbermünzen sind für Laien oder Einsteiger oft nur schwer zu erkennen. Deshalb ergänzen viele Edelmetallhändler diese hilfreichen Angaben innerhalb ihrer Produktangebote. Nicht zuletzt sind die Prägetechniken und Qualitätsstufen ausschlaggebend für die Preisgestaltung von Bullion- und Sammlermünzen.