Welche Auswirkungen hat der Tod von Queen Elizabeth II. auf Münzdesigns?
Die Königin ist tot, es lebe der König! So oder ähnlich wurden über Jahrhunderte neue Monarchen bekannt gegeben. Der Ausruf sollte das Volk darauf einschwören, sich ohne lange Trauerphase auf den Nachfolger und anstehende Veränderungen einzustellen. Heutzutage haben die Menschen mehr Zeit, sich von ihren Regenten zu verabschieden. So wurde im Vereinigten Königreich volle zehn Tage Staatstrauer angesetzt, als die Queen verstarb. Am vergangenen Montag wurde Elizabeth II. in der Familiengruft von Schloss Windsor beigesetzt, nach einer prachtvollen, emotionalen und in dieser Dimension noch nie da gewesenen öffentlichen Trauerfeier.
Doch mit Beginn der Regentschaft von King Charles III. stehen auch in Großbritannien Veränderungen an. Neben einer bereits angekündigten Verschlankung der administrativen Adelsgesellschaft dürfte dies in erster Linie die Zahlungsmittel des britischen Empire betreffen, wie Briefmarken, Banknoten und Hartgeld. Diese ziert seit vielen Jahrzehnten das Portrait der Queen. Laut The Guardian sollen insgesamt 4,5 Milliarden Pfundnoten mit ihrem Bild in Umlauf sein. Druck und Austausch der Geldscheine mit dem Konterfei des neuen Königs könnten allerdings noch bis zu zwei Jahre Zeit in Anspruch nehmen.
Das Abbild Königin Elisabeth II. ziert jedoch nicht nur das Umlaufgeld in England und vielen Commonwealth-Staaten. Seit Jahrzehnten schmücken verschiedene Queen-Portraits ebenfalls die Wertseiten zahlreicher Anlage- und Sammlermünzen sowie Münzbarren. Und es existieren bereits geprägte Ausgaben des Jahrgangs 2023. Viele Investoren stellen sich die Frage, ob diese Münzen nun ungültig sind und ob die Designs bekannter Serien geändert werden.
Die Queen und die Numismatik
Auch in der Welt der Numismatik wird um die Queen getrauert. Die britische Königin gilt als die meistgeprägte Monarchin der Welt. Ihre Portraits sind nicht nur auf den Münzen der britischen Royal Mint zu sehen, sondern auch auf den Ausgaben, die von der Royal Australian Mint, der Royal Canadian Mint, der Perth Mint und weiteren ausgegeben werden. Denn Elizabeth II. war ebenfalls das Staatsoberhaupt des Commonwealth of Nations, einer losen Verbindung souveräner Staaten, die 1931 vom Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland gegründet wurde. Zu den insgesamt 56 Kronkolonien gehören unter anderem Kanada, Australien, Indien und Neuseeland.
Die bekanntesten Edelmetalle mit dem Konterfei der Queen sind Gold Maple Leaf und Silber Maple Leaf aus Kanada, Känguru Gold und Känguru Silber sowie Gold Sovereign aus Australien oder Britannia Gold und Britannia Silber aus England.
Die Portraitkünstler der Queen
In ihrer 70-jährigen Regentschaft sind verschiedene Büstenportraits der englischen Königin entstanden, die alle mit dem Buckingham Pallace und der Monarchin selbst abgestimmt waren. So wurden die früheren Queen-Abbildungen von Mary Gillick (1953), Arnold Machin (1966), Raphael Maklouf (1985) und Ian Rank-Broadley (1998) entworfen. Das jüngste Queen-Bildnis stammt von Jody Clark aus 2019. Auf kanadischen Münzen wie dem Maple Leaf ist zudem das Portraitrelief von Susanna Blunt (2003) gebräuchlich.
Statements der Münzprägestätten
Die königlichen Münzprägestätten nahmen auf ihren Webseiten Stellung zum Tod der Queen und zu den Münzdesigns. So äußerte sich Ann Jessopp: “Königin Elizabeth II. regierte mit Herz und Hingabe und wird von uns allen in der Royal Mint und von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt vermisst werden.” Während ihrer gesamten Regierungszeit habe man mit Ihrer verstorbenen Majestät zusammengearbeitet und ihren Weg in fünf Münzportraits von der neuen Königin bis zum angesehenen Staatsoberhaupt festgehalten. “Das Vermächtnis von Großbritanniens dienstältester Monarchin wird noch viele Jahre weiterleben”, so die Vorstandvorsitzende der Royal Mint.
Bei der Royal Canadian Mint (RCM) plant man derzeit eine Reihe von Gedenkmünzen zu Ehren der Queen, die “ein Leben lang als Königin von Kanada tätig war.” Darüber hinaus plant die Münzprägestätte eine enge Zusammenarbeit mit der Regierung für die Festlegung neuer Vorderseiten bei kanadischen Münzen. Weiterhin wies die RCM darauf hin, dass die königliche Nachfolge keine Auswirkungen auf die Gültigkeit der derzeit in Umlauf befindlichen Münzen hat. Ein Wechsel in der Monarchie würde nicht zwangsläufig den Austausch von Umlauf- oder Anlagemünzen erfordern.
Die Royal Australian Mint (RAM) spricht von einem länger andauernden Wechselprozess. Dabei will die australische Prägestätte eng mit dem Schwesterunternehmen in Großbritannien zusammenarbeiten. Grundsätzlich sollen zukünftige Münzen mit dem Bildnis des aktuellen Herrschers geprägt werden. Üblicherweise würde dies jedoch frühestens rund zwölf Monate nach der offiziellen Krönung des neuen Königs geschehen. Bisherige Münzen sollen im Umlauf bleiben und werden nicht zurückgerufen, sie behalten Ihre Gültigkeit.
Inwieweit auch die Perth Mint ein Redesign ihrer Münzvorderseiten plant, ist derzeit nicht bekannt: “Als ehemalige Zweigstelle der britischen Royal Mint sind wir stolz darauf, das Bildnis der Königin während ihrer Amtszeit als regierende Monarchin auf unseren Münzen verwendet zu haben.” Sie habe im Laufe ihres Lebens viel erreicht, zahlreiche Ereignisse, darunter das 70. Thronjubiläum 2022 seien auf den Münzen der Perth Mint abgebildet.
King Charles III. als neues Münzdesign?
König Charles III. übernimmt den englischen Thron von seiner Mutter im fortgeschrittenen Alter von bereits 73 Jahren. In der Historie der britischen Krone gab es keinen Monarchen, der bei seiner Körnung (dann 74) älter war. Der Thronfolger selbst ist nach eigener Aussage der Überzeugung, maximal 15 bis 20 Jahre zu regieren, bevor William, aktueller Prinz von Wales, die Regentschaft antreten wird.
Dennoch ist davon auszugehen, dass Charles’ Portrait der Tradition nach sowohl auf Umlauf- wie auch auf Edelmetallmünzen geprägt werden wird und die Designs der Münzvorderseiten wechseln werden. Das trifft zumindest auf die britischen Münzen zu. Viele der Commonwealth-Staaten nehmen den Monarchenwechsel zum Anlass, über die Abschaffung der Monarchie hin zu einer eigenständig verwalteten Republik nachzudenken – wie es Barbados 2021 bereits vollzogen hat.
Fazit: Sammlerstücke der besonderen Art
Mit dem Tod von Queen Elizabeth II. hat nicht nur die Welt der Numismatik ein Stück ihres Zaubers verloren. Insbesondere Sammler werden die Münzen mit der Jahrhundert-Monarchin in Ehren halten und auch noch die letzten Ausgaben aus 2022 und 2023 in ihre Kollektion integrieren wollen. Und dann: Es lebe der König!
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